Winterreifen

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Als Winterreifen versteht man solche Reifen, die speziell zum Einsatz unter winterlichen Bedingungen gedacht sind.

Dabei sind die Anforderungen sehr unterschiedlich. Bei Eis sind Spikes unverzichtbar, während bei Schnee ein breiter Reifen mit grobem Profil hilfreich ist. Natürlich gibt es auch Spike-Reifen mit groben Profil.

Grundsätzlich sollte man alle Spike-Reifen 40-60 km auf Asphalt ohne scharfe Manöver einfahren, damit sich die Spikes richtig setzen. Spikes gibt es aus Wolframcarbid (dem härtesten Metall unter der Sonne) und gehärtetem Stahl. Stahlspikes nutzen sich bei Fahrten auf Asphalt schnell ab.

Neben dem Vorteil von Spikes - halt auf Eis und nassem Holz - gibt es auch Nachteile:

  • relativ laute Abrollgeräusche (muss man natürlich nicht als Nachteil empfinden)
  • Auf Kopfsteinpflaster finden Spikes keinerlei Halt.
  • Deutlich erhöhter Laufwiderstand

Im Folgenden werden einige dieser Reifen vorgestellt im Hinblick auf ihre Eignung unter verschiedenen Bedingungen (z.B. fester Schnee, Eis, Offroad, Stadtradeln etc) bzw. alles, was sonst noch von Interesse ist (Preis, Haltbarkeit, Laufwiderstand, ...).

Continental

TopContact Winter

Der TopContact Winter wird nicht mehr hergestellt und wurde durch den TopContact Winter II ersetzt (siehe unten).

Dieser Reifen hat sogenannte Microspikes. Das sind kleine, harte, grobkörnige Kunststoffteilchen im Gummi. Diese bilden scharfe Griffkannten, wenn sie sich noch im Gummi befinden und zahlreiche, kleine Löcher, die weitere Griffkanten bilden, wenn sie sich gelöst haben.

gut bis sehr gut für folgende Einsatzbereiche:

  • Reifglatte Asphaltstraßen
  • Nasses Laub auf Asphalt und fester Schnee mit Eisflächen durchsetzt (merklich besser als ein Sommerreifen mit harter Gummimischung z.B. Schwalbe Marathon XR)
  • Pannenfest im Stadtverkehr (erfolgreich getestet bei scharfem Split und einigen Glasscherben rund um den Jahreswechsel)
  • als einziger Winterreifen auch als Ganzjahresreifen verwendbar. Rollwiderstand und Verschleiß vergleichbar mit anderen robusten Trekkingreifen
  • Im Gegensatz zu Spikesreifen genauso leise wie ein Sommerreifen

nicht schlecht, aber nicht herausragend für

  • richtiges Glatteis, lockerer Schnee, Schlamm und tiefes Geröll
  • Verwendung als sportlicher Leichtlaufreifen im Sommer

TopContact Winter II

Der TopContact Winter II hat nicht mehr die Microspikes des Vorgängers, sondern lediglich ein Lamellenprofil. Erhältlich in 50-559, 37-622 und 42-622.

Nordic Spike

Nordic Spike 120

Continental Nordic Spike 120 bzw. 240

120 oder 240 Stahlspikes, stolliger Drahtreifen in der Größe 42-622 (28 x 1,6). Empfohlener Luftdruck: 3,5 Bar, maximaler Luftdruck: 4,5 Bar

Der Nordic Spike 120 hat (wie der Name schon sagt) 120 Spikes an den Außenstollen angebracht, die weiteren 120 Löcher in den Innenstollen machen deutlich, das es sich beim Nordic Spike 240 um denselben Reifen handelt, allerdings dann komplett "bespikt".

Der Reifen ist naturgemäß relativ schwer und rollt auf trockenem gutem Untergrund auch relativ schwer. Nur, dafür ist er ja auch nicht gemacht. Die vorbereiteten Löcher für die nicht montierten Spikes in den Innenstollen sammeln gerne gröbere Kieskörner auf - ich puhle sie regelmäßig frei, Pannen hatte ich so noch keine. Durch die groben Stollen ist der Halt in Schlamm, lockerem Sand und feuchtem Schnee wesentlich besser, als mit relativ profillosen Reifen. Bei einem Reifendruck um die empfohlenen 3,5 Bar haben die Spikes bei mir (ca. 90kg Körpergewicht) immer etwas Straßenkontakt. Schon dann wurde bisher ein seitliches Wegrutschen wirkungsvoll verhindert. Die Spikes greifen gut auf Eis, trockenem und feuchtem Asphalt, und ausreichend gut auf festgebackenem Schnee.

Wegen des schlechten Halts von Spike-Reifen auf Kopfsteinpflaster ist beim Nordic Spike 120 Schräglage in Kurven zu vermeiden; beim Nordic Spike 240 ist absolut vorsichtigste Fahrweise angesagt (Habe mal eine Probefahrt mit dem 240er auf Kopfsteinpflaster gemacht - und dann den 120er gekauft.) Vollbespikter Reifen und feuchtes Kopfsteinpflaster ist ähnlich glatt wie dünner Slick auf fester, leicht vereister Schneefläche.

Da ich mit dem Reifen auf unterschiedlichsten Untergründen unterwegs bin (eben auch auf grobem Kopfsteinpflaster), habe ich mich für den 120er entschieden. Ich fahre ihn nur am Vorderrad, da am Hinterrad der Marathon Cross für mich völlig ausreichend ist. (Ein ausbrechendes Hinterrad ist durchaus beherrschbar.) Mit dem Nordic Spike ist das Vorderrad m.E. ausreichend gegen Ausbrechen geschützt, auch bei Schnee und Eis kann (wenn auch etwas vorsichtiger) die Vorderbremse als Hauptbremse benutzt werden.

Nach bisher über 1500 Kilometern sehen die Spikes noch recht gut aus. Verschleiß am Profil ist nicht wirklich erkennbar, Spikeanzahl noch vollständig (extreme Vollbremsungen könnten das wahrscheinlich ändern, wären aber verschleißtechnisch total unsinnig).

Mein Fazit: Wer bei fast jedem Wetter mit dem Fahrrad unterwegs ist, ist mit dem 120er (zumindest am Vorderrad) gut beraten. Das Sturzrisiko ist dadurch mächtig gesenkt.

Preis: Im Internet oft zwischen 30-40 Euro -- mimesn 01:05, 19. Jan 2010

Vor zwei Jahren bei einem Kollegen gesehen: der 120er hat Löcher dort, wo beim 240er weitere Spikes sitzen. In den Löchern verfing sich mehrmals ein scharfer Kieselstein, der sich im Laufe der Zeit dann durch die Manteldecke drückte. Andi 15:46, 19. Jan 2010 (CET)

Ich habe über vier Winter einen Satz dieser Reifen verschlissen, Laufleistung gesamt, um 5000 km. Ab ca. 3000-3500km Laufleistung hab ich Probleme bekommen mit Spikes die sich durch das Reifengewebe durchgearbeitet haben und den Schlauch durchgescheuert haben. Ein Pannenschutz Einlageband zwischen Schlauch und Mantel hat für die restliche Zeit hat das Problem soweit behoben, bis die Mantelschädigung zuletzt echt massiv wurde. Ich fand die Haltbarkeit letztlich sehr ok! Spikes sind nie massiv in der Anzahl verschwunden, aber natürlich haben zuletzt eine ganze Menge gefehlt.

Die oben beschrieben Rutschigkeit auf Pflaster kann ich so nicht ganz bestätigen. Die ist dann krass, wenn nur die Spikes kontakt mit den Untergrund haben, daher vor allem wenn man das Rad auf glatten Steinboden schiebt, so rutscht es richtig weg! Ansonsten hatte ich damit keine echten Problem, aber natürlich fährt man mit dem Reifen in der Kurve etwas vorsichtiger! --Hetzi 17:18, 20. Jan 2010 (CET)

Spike Claw

120 oder 240 Stahlspikes, 54-559 (26x2,1)

Conti Spike Claw 240 in 559: fahre ich derzeit (in Kombination mit dem K946 hinten) auf dem Vorderrad. Lautes Nageln auf nahezu allen Belägen. Super Grip im Matsch, Schnee und Eis. Profil sehr offen, setzt sich kaum zu. Greift auf Eis sofort, sodass ich mir nach kurzer Gewöhnung einiges an Kurventempo mehr zutraue. Mein Urteil: Vorne reinrassiger Winterreifen für alle Gelegenheiten, hinten ebenso, aber hinten macht sich der Rollwiderstand stärker bemerkbar. -- Forumsbeitrag von noireg-b

Suomi Tyres (vormals Nokian)

Freddie's SW336

336 Alu/Carbid-Spikes, 57-559 (26x2,3), 990g

Hakka 300

300 Alu/Carbid-Spikes, 26x2.2 (750g) oder 26x2.1 (755g)

Extreme 294

294 Stahl/Carbid-Spikes, 54-559 (26x2.1), 950g oder 54-622 (29x2.1), 990g
Sehr grobes MTB-Profil, daher auch für tiefen Schnee und in der Übergangszeit im Matsch geeignet.

Mount & Ground W160

160 Stahl/Carbid-Spikes, 47/50-559 (26x1.9). Auch für Schnee geeignet.

Hakkapeliitta W106

106 Stahl/Carbid-Spikes, 47-622 (700x45c) oder 37-622 (700x35c) oder 47-559 (26x1.9) Sehr lauter Spikesreifen, mit mittig angeordneten Spikes. Gut auf festgefahrener, harter Schneedecke und glatten Straßen, weniger gut im tiefen, lockeren Schnee. Bei eisigen Verhältnissen gefährlich in Kurven und beim rausfahren aus vereisten Spurrillen, da seitliche Spikes fehlen.

Hakkapelitta W240

240 Hakkapelitta W240, 40-622 oder 47-559 (26x1.9)

Ich fahre seit diesen Winter den Reifen in der 40-622er Version. Soweit verhält sich der Reifen bisher beinahe so wie der Vorgänger von Conti. Einzig durch die etwas geringere Breite ist der etwas anfälliger bei vereisten Spurrinnen.

Ich hatte aber bei der Bestellung wohl Pech. Bei deinen der Reifen war ein Materialfehler, so dass er an einer Stelle ca. 3-4mm mehr aufgebläht war als am Restumfang. Hat sich angefühlt wie ein extremer Höhenschlag in der Felge. Der Mantel wurde aber auf Garantie getauscht und ist jetzt auch OK. Keine Ahnung, ob sowas bei Nokian öfter vorkommt oder ich nur das Montag-Morgen Exemplar erwischt habe. -- Hetzi 17:26, 20. Jan 2010 (CET)

Hakkapeliitta Stud

62, seitlich angeordnete Stahl/Carbid-Spikes, 54-584 (26x2x1 1/2)

Schwalbe

Marathon Winter

Unterschiedlich viele Spikes, je nach Größe. Abhängig vom Luftdruck greifen nicht alle Spikes. Mit Reflexstreifen.

  • Eignung für alle festen Fahrbahnoberflächen: Eis, festgefahrener Schnee, (nasses) Kopfsteinpflaster, Asphalt.
  • bedingte Eignung für: Schneematsch, Tiefschnee (je nach Breite)
  • Grip auf Eis, festem Schnee etc. sehr gut -- man kann dort fahren, wo Fußgänger nicht mal mehr laufen können.
  • Preislage: bei Internetbestellung etwa 30 EUR/Reifen, im Laden bis 50 EUR/Reifen.

Verfügbare Größen (mit Details zu den jeweiligen Größen):

  • 42-406 20 x 1.60
  • 47-507 24 x 1.75
  • 47-559 26 x 1.75
  • 50-559 26 x 2.00
  • 50-622 28 x 2.00
  • 42-622 28 x 1.60, 700 x 40C
  • 35-622 28 x 1.35, 700 x 35C:
    • Keine Eignung: Bedingt durch die geringe Reifenbreite gibt es auf (tieferem) Schneematsch und lockerem (Tief)Schnee so gut wie keine Eignung, man wird gebremst wie in einer Sandschicht und kann nicht mehr steuern.
    • Verschleiß: nach 2.000km mit etwa 4 bar bisher kaum Verschleiß an Spikes und Lauffläche feststellbar, bisher kein Spikeverlust

Winter

Abgespeckte Version des Marathon Winter.

  • K-Guard Pannenschutz statt Race-Guard beim Marathon Winter.
  • Nur zwei Reihen an Spikes

Verfügbare Größen:

  • 30-349 16 x 1.20
  • 42-355 18 x 1.60
  • 47-559 26 x 1.75
  • 30-662 28 x 1.20, 700 x 30C
  • 35-662 28 x 1.35, 700 x 35C
  • 42-662 28 x 1.60, 700 x 40C
  • 40-635 28 x 1.50, 700 x 38B

Durch die fehlenden äußeren Spike-Reihen ist es schwieriger, aus vereisten Spurrillen wieder herauszukommen.

Snow Stud

Snow Stud

Der Snow Stud wird nicht mehr hergestellt.

Verfügbare Größen:

  • 50-559 26 x 1.90
  • 40-622 28 x 1.50, 700 x 38C

Preisgünstiger Winterreifen von Schwalbe. Weniger Spikes als der Marathon Winter, die Spikes sind seitlich angeordnet. Bei hohem Luftdruck berühren die Spikes kaum den Boden, der Rollwiderstand und das Rollgeräusch sind vermindert. Mit Luftdruckabsenkung greifen die Spikes und der Bodenkontakt wird besser. Allerdings funktioniert dieses Prinzip nur bei neuen Reifen, da die Spikes immer Bodenkontakt haben, sobald sich der Reifen in der Mitte abfährt. Mit Reflexstreifen. -- HVS 18:08, 24. Jan 2010 (CET)

Im Winterfahrbetrieb ohne Eis und Schnee relativ unauffällig, Traktion bei Feuchtigkeit, Matsch eher mäßig, da er seitlich durch die Profilgestaltung gerne wegrutscht. Dasselbe Rutschverhalten im Schnee und Schneematsch. Bei Eis greifen die Spikes auch bei reduziertem Luftdruck eher spät. Mein Urteil: eher ein Notbehelf, aber besser als nichts. -- Forumsbeitrag von noireg-b

Ice Spiker

Ice Spiker

Verfügbare Größen:

  • 54-559 26 x 2.10

Schwerer und breiter Reifen mit Mountainbike-Profil. Daher auch für Winterfahrten abseits der Straßen geeignet. 304 Spikes sorgen für sicheren Halt auf Eis und festgefahrenem Schnee, Vollbremsung auf spiegelglatter Fahrbahn oder Kurvenfahren sind kein Problem! Durch die Breite und die groben Stollen fährt er sich auch in lockerem Schnee relativ gut, natürlich ist der Rollwiderstand dann sehr hoch. Ab einer bestimmten Schneehöhe geht es dann auch mit diesem Reifen nicht voran. Auf Asphalt ist das Fahren aufgrund der Vielzahl der Spikes etwas unangenehm und schwammig, außerdem ist er dann sehr laut. Nach ca. 500 km habe ich noch keinen Spikeverlust. -- Basti 10:37, 10. Juni 2010 (CET)

Kenda Klondike

Wide K1013

(auch in 559): Gut fahrbar bei trockenen, nassen, vereisten Strecken. Profil für weichen oder sandartigen Schnee völlig ungeeignet. Mein Urteil: Zu dick und im Schnee eher ungeeignet, schwimmt regelrecht auf. Gut bei Eis. -- Forumsbeitrag von noireg-b Durch die Stollen aber auch noch gut im Gelände brauchbar. Die Breite 54-622 wird nicht bei vielen Reiserädern passen.

Standard K946 in 559

Obwohl ähnlich aufgebaut wie Snowstud wesentlich bessere Traktion im Matsch und Schnee, kein seitliches Wegrutschen. Bei Trockenheit wenig Widerstand, trotzdem ausreichender Grip bei Eis. Mein Urteil: Guter Reifen im Winter auf dem Hinterrad. -- Forumsbeitrag von noireg-b

Klondike in Breite 35 für 622

Gut geeignet auf reinem relativ glattem Eis und bei Schneematsch, wenn er sich als schmaler Dackelschneider bis zum Grund durcharbeiten kann. Auf vereisten Spurrillen naturgemäß von Nachteil, da er schneller einspurt. Mein Urteil: für 622 schmal gibt es vergleichbares aber kaum besseres. -- Forumsbeitrag von noireg-b

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Sonstige Reifen als Winterreifen

Neben den Reifen, die der Hersteller selbst als Winterreifen bezeichnet, kann man auch sonstige Reifen verwenden, sofern sich die Reifeneigenschaften für den Winterbetrieb eignen. Günstig für Winterbetrieb sind folgende Eigenschaften:

  • weiche Gummimischung
  • ausgeprägtes Profil

Weblinks