Diskussion:Griechenland: Unterschied zwischen den Versionen
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Ist das nicht eher der Versuch, den Ortsnamen Pireás scheinbar altgriechisch zu schreiben? Hafen sollte doch eigentlich Limani sein. Zumindest findet sich die Bezeichnung auf Karten und Wegweisern. –[[Benutzer:Falk|falk]] ([[Benutzer Diskussion:Falk|Diskussion]]) 04:39, 16. Okt. 2015 (CEST) | Ist das nicht eher der Versuch, den Ortsnamen Pireás scheinbar altgriechisch zu schreiben? Hafen sollte doch eigentlich Limani sein. Zumindest findet sich die Bezeichnung auf Karten und Wegweisern. –[[Benutzer:Falk|falk]] ([[Benutzer Diskussion:Falk|Diskussion]]) 04:39, 16. Okt. 2015 (CEST) | ||
--> Die Historie der griechischen Sprache ist verwickelt. Die Dimotikí, die neuere Straßen- und Normalsprache ging ja selbstverständlich aus der Katharévoussa, der "Reinen" Sprache hervor, die ihrerseits an das Niveau des Altgriechischen anknüpfen möchte. In der wechselvollen Geschichte Griechenlands fanden vielfach Vorgänge statt, die die eigene Sprache untergraben, unterbunden oder einfach überlagert haben. Die Römer haben damit angefangen, als Griechenland und die Einweihung in die griechischen Mysterien chique wurden. Viel später wurde die Ägäis für die Venezianer interessant, auch für die Malteser (Ordenszeugnisse auf Rhodos). | |||
Und dann kam das schlimmste Joch: die Türkenbesatzung. Diese rotteten alles aus, was sich ihnen nicht unterordnete und anglich. Die Spuren aus diesen grob 500 Jahren sind unübersehbar. ZB die angeblich griechische Küche. Sie ist eigentlich türkisch, einschließlich des Kaffees. An ganz wenigen und sehr gut versteckten Orten konnte sich in kirchlichem Zusammenhang die Pflege griechischen Geisesgutes und der griechischen Sprache halten, zB in den Felsenklöstern zwischen Stémnitsa und Dimítsana auf der Peloponnes. Zwischendurch (kann man an der Geschichte Athens nachvollziehen) ging das Griechische als solches in eine Art Winterschlafzustand über, es gab kaum noch Griechen - relativ gesprochen natürlich. | |||
Die Epoche des Humanismus in Deutschland und Mitteleuropa entdeckte das Griechentum neu. Griechenland und griechisch wurde Herzensangelegenheit für die gebildete und ambitionierte Klasse. Man engagierte sich in Griechenland sowohl archäologisch als auch eben humanistisch. Dadurch wurden die Zustände in Griechenland unter den Türken erst weltweit publik. Die darauffolgende Empörung war vielleicht der Keim für das Neuerwachen griechischen Selbstbewußtseins und der ganz frühe Anfang vom Ende der Besatzung. | |||
Dies hinterließ wiederum auch deutliche Spuren in der Rezeption der griechischen Sprache. Man hatte hierzuland einfach beschlossen, die griechischen Wörter schlicht deutsch auszusprechen. Die Rezitation der "Odysse" von Homer wurde Standardunterichtsstoff in deutschen Schulen. "Andra moi ennepe....." kannten eine Zeitlang alle, die eine höhrere Schulbildung genossen hatten. Im 20.Jhdt führte das kurioserweise dazu, daß griechische Studenten, die Altgriechisch lernten, dies mit der deutschen, aus dem Humanismus übernommenen Aussprache taten - bis heute. | |||
Speziell zu "Piräus". Es ist nicht nur eine Marotte Ewiggestriger, vom Athener Hafengebiet als von Piräus zu sprechen. Er steht als pars pro toto für alle seine Kollegen, genauso, wie Akropolis, was ja nur Hochstadt bedeutet (genauso auch, andersherum gesehen, wie Neapel in Italien für viele griechische Orte steht, die auch Neustadt heißen; auch Pérama, oder Péramos als Bezeichnung für einen Ort an der Küste, gibt es vielfach in ganz Griechenland). | |||
Es ist vielmehr, griechische Sprachbeweglichkeit in der jüngsten Zeit untermauernd, wiederum von den Griechen selber übernommen worden: im Tourismusbereich und darüber hinaus. Sie haben das adaptiert, in dem Wissen, daß sie sich mit vielen Gästen so am besten verständigen können. Das ä wurde dann zu ae umgewandelt und so findet sich auf vielen Internetseiten (zB gtp.gr, einem famosen Reiseportal, aus einem früheren Katalogwerk hervorgegangen, oder bei AIS, Schiffspositionen uvm). der Begriff Piraeus, das ist heute, 2015 Stand der Dinge. | |||
Mit einem absolutistischen Korrektheitsanspruch, wie daß das alles limáni (=neueres Wort für Hafen) genannt werden sollte, kann so gut wie kein Grieche etwas anfangen. Diese Art zu denken, haben sie nicht mitübernommen :-)) . Gruß Andreas (iassu) | |||
::Danke, das ist ja richtig aufwändig. Der Ausdruck »Piräus« für Hafen allgemein ist mir echt noch nicht untergekommen. Ich hoffe aber trotzdem, Du lässt meine Änderung auf »Pireás« im Text, denn so steht das in der Mehrzahl auf den Wegweisern und inzwischen am Heck aller dort beheimateten Schiffe. »Piräus«, »Peiraius« oder »Peiraiefs« (letzteres gab es an Schiffen und auch bei der Eisenbahn noch um 1990 tatsächlich) sind nach dem, was ich selber gesehen habe, aus dem Straßenbild verschwunden. Ein paar Amerikanismen habe ich auch rausgeworfen, ein »highspeed Katamaran« verursacht wirklich Augenkrebs. Die »Tickets« habe ich schweren Herzens dringelassen, es gibt inzwischen tatsächlich Zeitgenossen, die mit »Fahrkarte« nichts anfangen können. –[[Benutzer:Falk|falk]] ([[Benutzer Diskussion:Falk|Diskussion]]) 01:06, 17. Okt. 2015 (CEST) | |||
Das ist schon ok, obwohl ich der für meine Augen richtigeren Schreibweise mit dem ß schon einige Tränen nachweine, nicht nur hier. Dieses Doppel-s ist einfach eine Kapitulation vor der Differenziertheit, die das Deutsche auch historisch birgt. | |||
"Peiraiefs" ist eine sehr interessante Zwischenphase. Bekanntlich gibt es im Griechischen einige Doppelvokale, die anders ausgesprochen werden, als man vermuten könnte. Neben dem jota, dem eigentlichen ita und dem ypsilon (das, als Vokal gebraucht, wie i gesprochen wird), kommen auch ei und oi als i daher. ae dagegen wird zum e. Sehr viele Ortsnamen haben solche Doppelvokale. Ein oi am Ende weist zB immer auf Plural hin. Das ypsilon wird aber auch als Konsonant verwendet und mutiert nach einem Vokal zum f. Da das auch ähnlich geschrieben wird, vermute ich hier eine etymologische Verwandschaft zu unserem v. | |||
Den Begriff highspeed Katamaran habe ich deswegen gewählt, weil die Dinger einfach so heißen und genant werden: "na pas me to heispit" - "fahr mit dem highspeed". Steht ja auch in riesigen Lettern drauf: [https://picasaweb.google.com/118253444090710067291/Sonschdiges02#6206392981790353250 als vodafone-Objekt] | |||
und kurze Zeit später nach Wechsel des Sponsors: | |||
[https://picasaweb.google.com/118253444090710067291/Sonschdiges02#6206393002519349602 cosmote] | |||
Und Katamaran sah ich mich genötigt zu schreiben, weil es eben keine üblichen Schiffe sind. Dort sind die Schriftzeichen wirklich übermannshoch [https://picasaweb.google.com/118253444090710067291/Sonschdiges02#6206395690291659218 Minoan] | |||
Gruß Andreas |
Aktuelle Version vom 16. Oktober 2015, 23:49 Uhr
Piräus = Hafen?
Ist das nicht eher der Versuch, den Ortsnamen Pireás scheinbar altgriechisch zu schreiben? Hafen sollte doch eigentlich Limani sein. Zumindest findet sich die Bezeichnung auf Karten und Wegweisern. –falk (Diskussion) 04:39, 16. Okt. 2015 (CEST)
--> Die Historie der griechischen Sprache ist verwickelt. Die Dimotikí, die neuere Straßen- und Normalsprache ging ja selbstverständlich aus der Katharévoussa, der "Reinen" Sprache hervor, die ihrerseits an das Niveau des Altgriechischen anknüpfen möchte. In der wechselvollen Geschichte Griechenlands fanden vielfach Vorgänge statt, die die eigene Sprache untergraben, unterbunden oder einfach überlagert haben. Die Römer haben damit angefangen, als Griechenland und die Einweihung in die griechischen Mysterien chique wurden. Viel später wurde die Ägäis für die Venezianer interessant, auch für die Malteser (Ordenszeugnisse auf Rhodos).
Und dann kam das schlimmste Joch: die Türkenbesatzung. Diese rotteten alles aus, was sich ihnen nicht unterordnete und anglich. Die Spuren aus diesen grob 500 Jahren sind unübersehbar. ZB die angeblich griechische Küche. Sie ist eigentlich türkisch, einschließlich des Kaffees. An ganz wenigen und sehr gut versteckten Orten konnte sich in kirchlichem Zusammenhang die Pflege griechischen Geisesgutes und der griechischen Sprache halten, zB in den Felsenklöstern zwischen Stémnitsa und Dimítsana auf der Peloponnes. Zwischendurch (kann man an der Geschichte Athens nachvollziehen) ging das Griechische als solches in eine Art Winterschlafzustand über, es gab kaum noch Griechen - relativ gesprochen natürlich.
Die Epoche des Humanismus in Deutschland und Mitteleuropa entdeckte das Griechentum neu. Griechenland und griechisch wurde Herzensangelegenheit für die gebildete und ambitionierte Klasse. Man engagierte sich in Griechenland sowohl archäologisch als auch eben humanistisch. Dadurch wurden die Zustände in Griechenland unter den Türken erst weltweit publik. Die darauffolgende Empörung war vielleicht der Keim für das Neuerwachen griechischen Selbstbewußtseins und der ganz frühe Anfang vom Ende der Besatzung.
Dies hinterließ wiederum auch deutliche Spuren in der Rezeption der griechischen Sprache. Man hatte hierzuland einfach beschlossen, die griechischen Wörter schlicht deutsch auszusprechen. Die Rezitation der "Odysse" von Homer wurde Standardunterichtsstoff in deutschen Schulen. "Andra moi ennepe....." kannten eine Zeitlang alle, die eine höhrere Schulbildung genossen hatten. Im 20.Jhdt führte das kurioserweise dazu, daß griechische Studenten, die Altgriechisch lernten, dies mit der deutschen, aus dem Humanismus übernommenen Aussprache taten - bis heute.
Speziell zu "Piräus". Es ist nicht nur eine Marotte Ewiggestriger, vom Athener Hafengebiet als von Piräus zu sprechen. Er steht als pars pro toto für alle seine Kollegen, genauso, wie Akropolis, was ja nur Hochstadt bedeutet (genauso auch, andersherum gesehen, wie Neapel in Italien für viele griechische Orte steht, die auch Neustadt heißen; auch Pérama, oder Péramos als Bezeichnung für einen Ort an der Küste, gibt es vielfach in ganz Griechenland).
Es ist vielmehr, griechische Sprachbeweglichkeit in der jüngsten Zeit untermauernd, wiederum von den Griechen selber übernommen worden: im Tourismusbereich und darüber hinaus. Sie haben das adaptiert, in dem Wissen, daß sie sich mit vielen Gästen so am besten verständigen können. Das ä wurde dann zu ae umgewandelt und so findet sich auf vielen Internetseiten (zB gtp.gr, einem famosen Reiseportal, aus einem früheren Katalogwerk hervorgegangen, oder bei AIS, Schiffspositionen uvm). der Begriff Piraeus, das ist heute, 2015 Stand der Dinge.
Mit einem absolutistischen Korrektheitsanspruch, wie daß das alles limáni (=neueres Wort für Hafen) genannt werden sollte, kann so gut wie kein Grieche etwas anfangen. Diese Art zu denken, haben sie nicht mitübernommen :-)) . Gruß Andreas (iassu)
- Danke, das ist ja richtig aufwändig. Der Ausdruck »Piräus« für Hafen allgemein ist mir echt noch nicht untergekommen. Ich hoffe aber trotzdem, Du lässt meine Änderung auf »Pireás« im Text, denn so steht das in der Mehrzahl auf den Wegweisern und inzwischen am Heck aller dort beheimateten Schiffe. »Piräus«, »Peiraius« oder »Peiraiefs« (letzteres gab es an Schiffen und auch bei der Eisenbahn noch um 1990 tatsächlich) sind nach dem, was ich selber gesehen habe, aus dem Straßenbild verschwunden. Ein paar Amerikanismen habe ich auch rausgeworfen, ein »highspeed Katamaran« verursacht wirklich Augenkrebs. Die »Tickets« habe ich schweren Herzens dringelassen, es gibt inzwischen tatsächlich Zeitgenossen, die mit »Fahrkarte« nichts anfangen können. –falk (Diskussion) 01:06, 17. Okt. 2015 (CEST)
Das ist schon ok, obwohl ich der für meine Augen richtigeren Schreibweise mit dem ß schon einige Tränen nachweine, nicht nur hier. Dieses Doppel-s ist einfach eine Kapitulation vor der Differenziertheit, die das Deutsche auch historisch birgt.
"Peiraiefs" ist eine sehr interessante Zwischenphase. Bekanntlich gibt es im Griechischen einige Doppelvokale, die anders ausgesprochen werden, als man vermuten könnte. Neben dem jota, dem eigentlichen ita und dem ypsilon (das, als Vokal gebraucht, wie i gesprochen wird), kommen auch ei und oi als i daher. ae dagegen wird zum e. Sehr viele Ortsnamen haben solche Doppelvokale. Ein oi am Ende weist zB immer auf Plural hin. Das ypsilon wird aber auch als Konsonant verwendet und mutiert nach einem Vokal zum f. Da das auch ähnlich geschrieben wird, vermute ich hier eine etymologische Verwandschaft zu unserem v.
Den Begriff highspeed Katamaran habe ich deswegen gewählt, weil die Dinger einfach so heißen und genant werden: "na pas me to heispit" - "fahr mit dem highspeed". Steht ja auch in riesigen Lettern drauf: als vodafone-Objekt und kurze Zeit später nach Wechsel des Sponsors: cosmote Und Katamaran sah ich mich genötigt zu schreiben, weil es eben keine üblichen Schiffe sind. Dort sind die Schriftzeichen wirklich übermannshoch Minoan
Gruß Andreas