Scheibenbremse: Unterschied zwischen den Versionen

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Wer sehr kleine Laufräder, wie z.B. am Liegerad üblich, verwendet, ist in bergigem Gebiet auch gut mit Scheibenbremsen bedient.
Wer sehr kleine Laufräder, wie z.B. am Liegerad üblich, verwendet, ist in bergigem Gebiet auch gut mit Scheibenbremsen bedient.


Wer Fernreisen in abgelegene Gebiete unternimmt, muß sich Gedanken um die Reperaturfrage machen. Diese läßt sich mit Seilzug Scheibenbremsen auf ein Niveau von ebensolchen Felgenbremsen bringen.
Wer Fernreisen in abgelegene Gebiete unternimmt, muß sich Gedanken um die Reperaturfrage machen. Diese läßt sich mit Seilzug-Scheibenbremsen auf ein Niveau von ebensolchen Felgenbremsen bringen.


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Version vom 15. Mai 2007, 19:06 Uhr

Scheibenbremsen sind Bremsen deren Bremsfläche eine Scheibe an der Nabe ist. Aus dem Automobilbereich kommend hat sich die Scheibenbremse auch im Fahrradsektor zunehmend verbreitet.

Unterscheidungen

Derzeit wird zwischen folgenden Arten der Scheibenbremse unterschieden:

  • mechanische
Der Zug erfolgt wie bei Cantileverbremsen über einen Bowdenzug. Bekannte Hersteller sind Promax (Baumarktqualität), Avid und Hayes (beide im höherpreisigen Segment angesiedelt)
  • hydraulische
Hier erfolgt die Kraftübertragung über eine Bremsflüssigkeit vom Geber (Bremshebel) zum Bremssattel. Als Bremsflüssigkeit kommen Mineralöle (Shimano, Magura) oder die aus dem KFZ-Breich bekannte Bremsflüssigkeit DOT (4 & 5, ätzend!, Hersteller: Grimeca, Hayes, Formula etc.) zum Einsatz
  • semihydraulische
Die Ansteuerung erfolgt bis zum Sattel über Bowdenzüge, erst dort wird der Kolben betätigt, der dann zum Bremskolben die Kraft hydraulisch betätigt. Durchsetzen konnten sich diese Bremsen nicht so recht, da sie zum einen ähnlich teuer wie hydraulische Bremsen sind, aber die Nachteile der mechanischen Bremsen innehaben.

Die letzten beiden Gattungen sollten jedoch nur im Notfall (Finanzmäßig oder Verwendung exotischer Bremshebel) eingesetzt werden. Durch den sehr langen Bremszug lassen sich diese Bremsen nur mit hohen Handkräften bedienen, sind schmutzanfällig und schlechter dosierbar.

Für und Wider der Scheibenbremstechnik

Vorteile

  • stets optimale Bremsleistung: Auch bei Nässe, Schnee und Vereisung gibt es keine Beeinträchtigung der Bremsleistung wie das bei Felgenbremsen der Fall ist.
  • Keine Felgenerhitzung: Schäden durch überhitzte Felgen beim Bremsen werden durch Scheibenbremsen vermieden. Dies ist besonders vorteilhaft bei kleinem Laufraddurchmesser wie z.B. an Liegerädern.(Achtung, die Scheiben können aber extrem heiß werden, nicht anfassen)
  • Kein Felgenabrieb: Im Gegensatz zur Felgenbremse, werden bei der Scheibenbremse die Felgen als tragendes Element nicht mehr als Abriebpartner der Bremsen benutzt. Somit können Felgen länger halten.
  • Ein Seitenschlag der Felge (Achter) beeinträchtigt das Bremsverhalten der Scheibenbremse nicht.

Nachteile

  • Preis: Scheibenbremsen sind im allgemeinen teurer als Felgenbremsen.
  • Gewicht: Scheibenbremsen sind im allgemeinen schwerer als Felgenbremsen.
  • Komplexität und Reparaturfreundlichkeit: Bei den hydraulischen Scheibenbremsen wird bei Hydraulikschäden eine Reperatur nötig, die nur mit einem Servicekit des Herstellers (Spezialteile, Hydraulikflüssigkeit) möglich ist. (dies gilt ebenso für hydraulische Felgenbremsen, aber nicht für mechanische Scheibenbremsen)
  • Geräusche: Scheibenbremsen mit Schwimmsattel quitschen leicht während der Fahrt.Andere Scheibenbremsen können bei neu eingesetzten Bremsbacken quitschen, wenn die Montage nicht völlig korrekt war.

Auswahl der passenden Bremse

Eine überlastete Scheibenbremse überhitzt und verliert dann die Bremskraft. Hauptmanipulationspunkt dafür ist die Bremsscheibengröße. Je größer die Scheibe, desto länger kann man intensiv Dauerbremsen.

Je schwerer das Fahrzeug (Fahrer und Gepäck) und je häufiger man dami auf Dauerbremsen angewiesen ist (sehr steile, lange, nicht befestigte Wege), desto größer sollte die Bremsscheibe sein. Wer meist ohne Dauerbremsen auskommt wird keine Überhitzungsprobleme bekommen und hat freie Wahl.

Vom Hersteller vorgegebene eventuelle Gewichtsbeschränkungen sollten beachtet werden. Ebenso sollte man bei großen Scheibendurchmessern die Zulassung der Gabel dafür abklären.

Eine eindeutige Empfehlung bezüglich der Wahl der Bremse kann nicht gegeben werden, nachfolgend aber ein paar Informationen der am Markt erhältlichen Scheibenbremsen.

Hersteller

Magura

Alle Magura-bremsen sind 2-Kolbenbremsen, mit Ausnahme der Gustav (Schwimmsattel) werden beide Bremsbeläge durch Kolben an die Scheibe gedrückt. Bremsbeläge für Magura-bremsen kosten ab 13,50 €.

  • Julie: Die preisgünstigste Bremse von Magura. Vorn eine 180mm-Scheibe, hinten eine 160er. Im Gegensatz zu den anderen Magura-Discs arbeitet die Julie mit geringem Druck, weswegen die Bremsleitungen der HS33 hier verwendet werden. ca. 100 €
  • Clara: Ab BJ 2001 nur noch selbstnachstellend. Wird nicht mehr produziert, da die Lücke ziwschen der Julie und der Louise zu klein war. Nie mit den Bremsleitungen der HS33 fahren! Sie bietet ordentliche Verzögerungswerte, neigt aber aufgrund der kleinen 160er Scheibe bei Permanentbremsungen gern zum überhitzen. Damaliger Preis ca. 120 €
  • Louise (FR): Die Standardlouise ist der Nachfogler (Ersatz) der Clara, gleiche Technik. Die Louise FR kommt mit einer 180er Scheibe und ist an das Klientel der "Freerider" gerichtet. Die größere Scheibe bietet eine etwas höhere Sicherheit vor Überhitzungen. Ab 190 €
  • GustavM: Die Downhillbremse, teuer, recht schwer, aber von legendärer Bremskraft. Ca. 250 €

Grimeca

Produziert 2-, 4- und 6-Kolbenbremsen. Etwas preisgünstiger als Magura. Leider hat Grimeca sehr mit Fertigungstoleranzen zu kämpfen. Der IS (internationale Befestigungsstandard) wird nicht immer eingehalten. So kommt es häufiger zum Schleifen des Bremssattels an den Speichen bei hochbauenden Nabenflanschen. Hier sollte die Befestigung vom Händler erfolgen bzw. eine gesicherte Aussage erfolgen, ob die Bremse zum Laufrad passt. Preise von 100 bis 250 €.

Shimano

Legendär hier die XT-Bremse (4-Kolben). Neigten früher zum Quietschen, durch Belagwechsel von sintermetall- auf organische Beläge ist dieses Problem in den Griff zu bekommen. Recht teuer (180 €), gute Verabeitungsqualität, Standards werden eingehalten, hohe Bremskraft.

Hope, Hayes

Beide recht teuer, man hört aber viel Gutes.

Tips

Bei der Nachrüstung von Scheibenbremsen ist zum einen darauf zu achten, daß Rahmen und Gabel die notwendigen Befestigungen bieten. Von Bastellösungen ist, besonders am Vorderrad, im Interesse der eigenen Gesundheit abzuraten. Weiterhin muß die Gabel ausreichend dimensioniert sein. Gerade mit viel Gepäck wirken sehr hohe Kräfte bei einer Vollbremsung auf die dadurch einseitig belastete Gabel. Starrgabeln sollten über einen ausreichend dimensionierten linken Gabelholm verfügen. Ebenso müssen die Laufräder sehr stabil sein, da die Kraftübertragung beim Bremsen erst über die Speichen erfolgt. Empfehlenswert sind hier 2.0-1.8-2.0er Speichen. Die Schnellspanner sollten nicht aus Titan oder Alu sein, da diese den Kräften nicht gewachsen sein können. Probleme gibt es auch mit Plastikunterlagen am Schnellspanner, da diese bei starker Hitzeentwicklung aufweichen können und zum Lockern des Schnellspanners mit der Gefahr des Lösens des Laufrades führen (wenn möglich, Schnellspannerhebel auf der rechten Seite montieren, verhindert verbrannte Finger beim Lösen nach einer Abfahrt).

Weitere Tips in Kurzform:

  • Vorteile der mit Bremsflüssigkeit betriebenen Bremsen ist die Möglichkeit, an Tankstellen Bremsflüssigkeit nachzukaufen. Bremsen mit Mineralölen (Magura & Shimano) dürfen unter keinen Umständen mit DOT betrieben werden, analog gilt das für DOT-Bremsen.
  • Bei Verwendung von Mineralöl darf die Bremsflüssigkeit nicht auf die Beläge und Scheibe kommen. Folge davon sind Bremskraftverlust (bis zum Totalausfall). Sollten die Beläge kontaminiert werden, hilft nur der Austausch. Versuchen kann man jedoch, die Beläge mit Hilfe einer Herdplatte/Gaskocher "auszubrennen", um es wenigstens noch bis zum nächsten Händler zu schaffen. Die Bremsscheibe reinigt man in solch einem Fall am besten mit Alkohol (kein 20-Jahre-Singlemalt, sondern Industriealkohol, wie es ihn in Apotheken gibt oder Spiritus, Seifenlauge soll auch helfen).
  • Bremsgriffe nicht "anknallen", sondern nur handfest anziehen. So können sich diese beim Sturz verdrehen, bevor sie zerbrechen.
  • Unbedingt den Schraubensicherungslack verwenden, damit sich nichts lockert.
  • Finger weg von der Bremsscheibe. Minimale Fettspuren an den Händen reichen aus, die Bremsleistung zu verschlechtern.
  • Einbremsen der neuen Beläge nicht vergessen.

Scheibenbremsen am Reiserad?

Ob man (und welche) Scheibenbremse man an das Reiserad montieren sollte oder nicht, hängt vor allem davon ab, ob man auf seinen Reisen besonders die Scheibenbremsvorteile sinnvoll nutzen kann, oder ob sie eher selten schlagend werden. Gleiches gilt für die Nachteile.

Wer überwiegend bei Schönwetter auf Asphaltstraßen mit großen Laufrädern unterwegs ist, für den bieten Scheibenbremsen nur in seltenen Fällen Vorteile. Bei Rennlenkern sind Scheibenbremsen mit wenigen Ausnahmen zudem gar nicht kompatibel und auch nicht jeder Rahmen und jede Gabel ist dafür vorbereitet.

Wer Radreisen im Alpencrossstil macht (Scheibenbremsen werden inzwischen vom weit überwiegenden Teil der Radreisenden im MTB-Alpencrossstil benutzt) und auf präzises Bremsen und Vermeidung von Felgenverschleiß z.B.auf steilen Pisten mit Pfützen, Schneefeldern und Bachdurchfahrten angewiesen ist, der ist mit Scheibenbremsen gut bedient. Wer sehr kleine Laufräder, wie z.B. am Liegerad üblich, verwendet, ist in bergigem Gebiet auch gut mit Scheibenbremsen bedient.

Wer Fernreisen in abgelegene Gebiete unternimmt, muß sich Gedanken um die Reperaturfrage machen. Diese läßt sich mit Seilzug-Scheibenbremsen auf ein Niveau von ebensolchen Felgenbremsen bringen.

Dieser Artikel basiert auf der Radreise-FAQ, dem Vorgänger dieses Wiki. Die erste Version des Artikels spiegelt den originalen Wortlaut aus der FAQ wider und muss ggf. entsprechend überarbeitet werden.