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Addiert man 3 mm zum Felgenboden-ERD, so hat man den Durchmesser (Umkreis) gemessen am Grund der Nippelschlitze. Der Nippelschlitz-ERD ist allerdings ein Schätzwert, da er pauschal davon ausgeht, dass die Speichen noch 1,5 mm weit in den Nippel ragen (vom Felgenboden aus gesehen). Gibt man diesen Wert in einen Speichenrechner ein, so werden beim fertig gebauten Laufrad die Speichen bis zum Grund des Nippelschlitzes reichen. | Addiert man 3 mm zum Felgenboden-ERD, so hat man den Durchmesser (Umkreis) gemessen am Grund der Nippelschlitze. Der Nippelschlitz-ERD ist allerdings ein Schätzwert, da er pauschal davon ausgeht, dass die Speichen noch 1,5 mm weit in den Nippel ragen (vom Felgenboden aus gesehen). Gibt man diesen Wert in einen Speichenrechner ein, so werden beim fertig gebauten Laufrad die Speichen bis zum Grund des Nippelschlitzes reichen. | ||
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Für die Berechnung der Speichenlänge nimmt man je nach Geschmack den zweiten oder den dritten Wert. Nimmt man den Nippelkopf-ERD, so wird das Gewinde vollständig ausgenutzt, die Speiche wird also bis zum Kopfende des Nippels reichen. Das bedeutet eine hohe Belastbarkeit, aber man kann die Speiche kaum [[Speichenspannung|nachspannen]]. Verwendet man zur Berechnung hingegen den Nippelschlitz-ERD, so wird das Gewinde nicht ganz genutzt, denn die Speiche geht bis zum Grund des Nippelschlitzes. Das bedeutet eine minimal geringere Belastbarkeit, aber man hat eine bessere Chance, eine zukünftige „Acht“ aus dem Laufrad zu bekommen. | Für die Berechnung der Speichenlänge nimmt man je nach Geschmack den zweiten oder den dritten Wert. Nimmt man den Nippelkopf-ERD, so wird das Gewinde vollständig ausgenutzt, die Speiche wird also bis zum Kopfende des Nippels reichen. Das bedeutet eine hohe Belastbarkeit, aber man kann die Speiche kaum [[Speichenspannung|nachspannen]]. Verwendet man zur Berechnung hingegen den Nippelschlitz-ERD, so wird das Gewinde nicht ganz genutzt, denn die Speiche geht bis zum Grund des Nippelschlitzes. Das bedeutet eine minimal geringere Belastbarkeit, aber man hat eine bessere Chance, eine zukünftige „Acht“ aus dem Laufrad zu bekommen. | ||
Version vom 25. Dezember 2013, 14:38 Uhr
Der ERD, Abkürzung für Effective Rim Diameter, deutsch maßgeblicher Felgendurchmesser, ist ein Maß, das beim Berechnen der Speichenlänge für ein Laufrad von Bedeutung ist.
Bedeutung
Um die Länge von Speichen für ein neues Laufrad zu berechnen, muss man den Umkreis der Speichen-Enden kennen. Das ist ein gedachter Kreis, der alle Speichen an ihren Enden berührt. Der der Durchmesser dieses Kreises hängt hauptsächlich vom Durchmesser der Felge ab. Genauer gesagt, von der Auflagefläche der Speichennippel an der Felge, da die Speichennippel das Verbindungsglied zwischen Felge und Speichen darstellen. Außerdem muss man berücksichtigen, dass die Speichen ein Stück in den Nippel ragen.
Definition
Es gibt drei unterschiedliche Definitionen des ERD. Leider weiß man bei Angaben, die man findet, nicht, wie gemessen wurde. Deswegen sollte man den ERD selbst messen, wenn man ein Laufrad aufbauen möchte. Und zwar mit genau den Nippeln, die man auch verwenden will (siehe unten).
Nippel-Auflagefläche
Wörtlich genommen ist der ERD der Durchmesser des Felgenbodens (Auflagefläche der Nippel). Im Folgenden Felgenboden-ERD genannt. Dieses Maß alleine hat in der Praxis keine Bedeutung, weil der Umkreis der Speichenenden maßgeblich ist, der immer größer als der Felgenboden-ERD ist (siehe vorheriger Absatz).
Nippelkopf
Addiert man 6 mm zum Felgenboden-ERD, so hat man den Umkreis gemessen an der Außenfläche der Nippelköpfe. Dieser Wert ist am häufigsten gemeint, wenn der ERD genannt wird. Er ist allerdings ein Schätzwert, da er pauschal davon ausgeht, dass die Speichen noch 3 mm weit in den Nippel ragen (vom Felgenboden aus gesehen). Gibt man diesen Wert in einen Speichenrechner ein, so werden beim fertig gebauten Laufrad die Speichen die Nippel vollständig ausfüllen.
Nippelschlitz
Addiert man 3 mm zum Felgenboden-ERD, so hat man den Durchmesser (Umkreis) gemessen am Grund der Nippelschlitze. Der Nippelschlitz-ERD ist allerdings ein Schätzwert, da er pauschal davon ausgeht, dass die Speichen noch 1,5 mm weit in den Nippel ragen (vom Felgenboden aus gesehen). Gibt man diesen Wert in einen Speichenrechner ein, so werden beim fertig gebauten Laufrad die Speichen bis zum Grund des Nippelschlitzes reichen.
Für die Berechnung der Speichenlänge nimmt man je nach Geschmack den zweiten oder den dritten Wert. Nimmt man den Nippelkopf-ERD, so wird das Gewinde vollständig ausgenutzt, die Speiche wird also bis zum Kopfende des Nippels reichen. Das bedeutet eine hohe Belastbarkeit, aber man kann die Speiche kaum nachspannen. Verwendet man zur Berechnung hingegen den Nippelschlitz-ERD, so wird das Gewinde nicht ganz genutzt, denn die Speiche geht bis zum Grund des Nippelschlitzes. Das bedeutet eine minimal geringere Belastbarkeit, aber man hat eine bessere Chance, eine zukünftige „Acht“ aus dem Laufrad zu bekommen.
Wichtig ist also, dass man weiß, mit welchem Wert man arbeitet. Mavic, Notubes und Remerx geben den Durchmesser der Nippel-Auflagefläche an. Hier muss man daher 3 mm addieren, um den Nippelschlitz-ERD zu haben. Rigida/Ryde, DT Siwss, FRM, Pacenti und Velocity wird hingegen bereits den Nippelschlitz-ERD an.
Außerdem sollte man mehrere Speichenrechner verwenden, da sie unterschiedliche Werte ausgeben. Dann nimmt man den Mittelwert. Siehe auch unten unter Weblinks.
Sehr dünne Speichen, wie sie im Leichtbau verwendet werden (z.B. Sapim Superspoke und Sapim CX-Super) sollte man etwas kürzer wählen, da sie sich beim Laufradbau geringfügig dehnen. Einige Speichenrechner berücksichtigen das. Erkennbar sind sie in der Regel daran, dass man die Art der Speiche mit eingeben kann. Dasselbe gilt bei radialer Einspeichung, weil diese den Nabenflansch etwas weitet.
Selbst messen
Da nicht immer bekannt ist, welchen ERD ein Felgenhersteller angibt, ist man auf der sicheren Seite, wenn man selbst misst. Dabei kann man auch gleich die verwendeten Nippel berücksichtigen und so die Speichenlänge sehr genau berechnen. Das ist bei der Verwendung von Alu-Nippeln sinnvoll, weil diese reißen können, wenn die Speiche nur einen Teil des Gewindes ausnutzt. Die Messung ist sehr einfach und erfordert keine speziellen Messzeuge.
Zunächst steckt man Speichen in zwei gegenüberliegende Speichenlöcher und schraubt Nippel auf. Dabei sollte man Nippel des Typs nehmen, der später beim Laufradbau zum Einsatz kommt. Nun verbindet man die Speichenbögen mit einem starken Gummiband, siehe Foto. Es spielt für die Messung keine Rolle, wie weit man den Nippel aufschraubt. Auch die Länge der Speiche spielt keine Rolle.
Nun misst man den Abstand vom Nippelende zum Nippelende, siehe Foto.
In diesem Fall sind es 568 mm.
Man sollte dieses Maß mehrfach messen, an unterschiedlichen Stellen der Felge, da Felgen niemals absolut rund geliefert werden.
Jetzt baut man alles auseinander und misst die Länge des Nippels. Misst man vom Grund des Schlitzes bis zu dem Ende, das zur Nabe zeigt (siehe Foto), ergibt sich letztlich der Nippelschlitz-ERD. Will man, dass die Speichen den Nippel vollständig ausfüllen, so misst man die Gesamtlänge des Nippels.
Bei den 14 mm langen Sapim Polyax (Messing oder Alu) ergeben sich übrigens 12,85 mm vom Ende zum Schlitzgrund.
Nun muss man zur Länge die doppelte Nippellänge addieren. Das Ergebnis ist der Wert, den man als ERD in den Speichenrechner eingibt. In unserem Beispiel also:
- 568 + 12,85 + 12,85 = 593,7 mm als Nippelschlitz-ERD
oder - 568 + 14 + 14 = 596 mm als Nippelkopf-ERD.
Der Felgenhersteller gibt übrigens 595 mm an.
Siehe auch
- ERD zahlreicher Reiseradfelgen
- Speiche (mit Weblinks zu Speichenrechnern)
- Speichenspannung
- Einspeichmuster
- Speichennippel