Kettenpflege: Unterschied zwischen den Versionen
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* WD40, Ballistol, oder andere Kriech- und Waffenöle.:<br>Diese Öle verdünnen das werksseitige Fett und waschen es aus. Das zurückbleibende dünnflüssige Öl wird bei Regen wesentlich schneller ausgewaschen, und man muss häufiger nachölen | * WD40, Ballistol, oder andere Kriech- und Waffenöle.:<br>Diese Öle verdünnen das werksseitige Fett und waschen es aus. Das zurückbleibende dünnflüssige Öl wird bei Regen wesentlich schneller ausgewaschen, und man muss häufiger nachölen | ||
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* Trockenschmiermittel, meist auf Silicon- oder Teflonbasis:<br>An Motorradketten funktioniert sowas, an Fahrradketten | * Trockenschmiermittel, meist auf Silicon- oder Teflonbasis:<br>An Motorradketten funktioniert sowas, an Fahrradketten kann es Probleme geben. Motorradketten sind wesentlich größer und müssen keine Schaltvorgänge bewältigen. In Fahrradketten steht der Schmierfilm unter viel höherem Druck, und wird spätestens beim Schalten unter Last an einigen Stellen reißen. Nicht-fließfähige Trockenschmiermittel können diese Lücken im Schmierfilm nicht schließen, und die Stelle bleibt ungeschmiert bis zum nächsten Nachschmieren der gesamten Kette[http://www.rohloff.de/de/technik/kettentrieb/kettenschmierung/index.html]. Andererseits hinterlassen Trockenschmiermittel keine Rückstände außen auf der Kette und verringern somit im Vergleich zu Öl die Verschmutzung der Kette. | ||
Empfehlenswerte Pflegemittel und ihre Eigenheiten: | Empfehlenswerte Pflegemittel und ihre Eigenheiten: |
Version vom 19. Juni 2011, 17:02 Uhr
Pflege und Reinigung von Fahrradketten
Vorbemerkungen
Die Kette ist das Bauteil, welches wohl am häufigsten gepflegt wird. Ob und wie sie das mag, soll Bestandteil dieses Wiki-Artikels sein.
Kettenverschleiss ist mitnichten ein Langziehen des Metalls durch die Zugkräfte, sondern das Ergebnis von Verschleiss in den Kettengelenken. Bebilderte und genauere Informationen zu diesem Vorgang findet man bei Sheldon Brown (rip).
Kurzfassung: die Reibung zwischen Laschen und Nietstiften führt zum Verschleiss der Nietstifte. Es kommt zum Spiel in diesem Gelenk, was sich in einer Längung bemerkbar macht.
Verschleiß senken
Es gibt nur wenige Dinge die man selbst beeinflussen kann um den Verschleiß zu senken.
Im Belastungs-Bereich von Fahrradketten machen Schmierstoffe keinen wesentlichen Unterschied im Abrieb des Metalls. Schmierstoffe können Geräuschkulisse und die Klebrigkeit der Kette beeinflussen, aber spürbare Auswirkungen auf die Lebensdauer werden sie nicht haben.
Verschleisssenkend wirken u.A. große Kettenblätter, große Ritzel (Extrembeispiel: lieber 52:24 ketten als 26:12), und das Vermeiden von Schaltvorgängen unter Last. Aber vor allem sollte die Kette vor zuviel Dreck bewahrt werden. Siehe auch entsprechende Empfehlungen z.B. bei Rohloff: "Damit der Schmutz gar nicht erst in die Gelenke gelangt, sollte die Kette äußerlich möglichst sauber und trocken gehalten werden".
An der Kette anhaftender Dreck setzt sich fest, wird bei der nächsten Schmierung in die Kette gespült oder gleich durch die Bewegung ins Innere befördert. Dreck, der meist zu einem großen Anteil aus Sand besteht, ergibt mit Öl oder Fett eine sehr effektive Schleifpaste, und der Verschleiß wird sich immens erhöhen.
Pflege
Dreck im Gelenk/Reinigung
Ist der Dreck erstmal drin, bekommt man ihn schwer wieder raus. Dreck im Gelenk sollte man vor allem erstmal vermeiden. Denn Auswaschen der Kette hat auch große Nachteile.
Auswaschen - Vorsicht ist geboten!
Ist der Dreck schon in der Kette hat man verschiedene Möglichkeiten die Kette zu reinigen. Hier muss man aber ein großes VORSICHT-Schild anbringen. Es gibt kaum eine effektivere Art eine Kette zu zerstören, als sie zu reinigen.
Eine Kette kommt mit einer Fettschmierung aus der Fabrik, die, würde man sie nicht mit Öl verdünnen, für sehr lange Zeit ausreichend ist. Selbst wenn sie irgendwann nicht mehr ausreicht, ist ein großer Teil des Fetts noch vorhanden, und braucht nur gestreckt zu werden. Es gibt keine Schmierung die besser ist als dieses Fett. Dazu weiter unten mehr. Da diese Fettschmierung so wertvoll ist, sollte man dreimal vorher überlegen, ob man sie mit Reinigungsverfahren wegwäscht.
Auswaschen - viele Wege zum Ziel
Habt ihr nochmal überlegt, ob diese Reinigung der Kette, auch von innen, nötig ist? Ok, dann weiter:
Eine Kette komplett von eingedrungenem Schmutz zu befreien bedeutet auch die Fettschmierung komplett rauszuwaschen. Hier kann man munter experimentieren, WD40-Duschen, in einer Socke in die Waschmaschine, es gibt viel Kurioses [1].
Ständiges Nachölen wie die Lubmatic-Lösung von Rohloff gehört ebenfalls in die Kategorie "Schmutz rauswaschen", erfüllt aber nebenbei die Schmierfunktion. Beim Auswaschen der Kette sollte sie bewegt werden (siehe Waschmaschinenvariante).
Ohne Fettschmierung muss man viel häufiger nachschmieren, da Öl flüchtiger ist. Um einer gereinigten Kette wieder eine Fettschmierung zu verpassen, kann man sie nur in siedendem Fett einlegen und hoffen.
Dreck im Gelenk/Prävention
Für die meisten Radfahrer ist es als Pflege völlig ausreichend eine verschmutzte Kette zu verhindern. Wo kein Schmutz da keine Schleifpaste im Gelenk, und kein erhöhter Verschleiss.
Dazu gehört u.a. niemals eine dreckige Kette nachzuschmieren. Undauch die Kette äusserlich trocken zu fahren, damit kein Schmutz haften bleibt. Wer kennt das nicht? Fabrikneue Kette im noch klebrigen Zustand montiert, eine Fahrt durch den Wald, alles schwarz.
Eine äußerlich dreckige Kette sollte vor dem Nachschmieren penibel gesäubert werden. Da wir die Fettschmierung im Gelenk behalten wollen, und keinen Dreck ins Gelenk spülen wollen, wischen wir den Schmutz nur mit Lappen ab. Bei stark anhaftenden Schmutz hilft Öl auf dem Lappen. Die eine Hand hält den Lappen an die Kette, die andere dreht die Kurbel.
Kette trockenlegen
Wenn wir unsere Kette jetzt gereinigt und nachgeschmiert haben, ist sie aussen fettig wie eine fabrikneue. Und hier kommt auch der wichtigste Teil der Kettenpflege: Ketten brauchen die Schmierung nur im Inneren, aussen zieht das nur den Schmutz an und sorgt so später für erhöhten Verschleiss.
Sich nach der ersten Montage und nach den Schmierungen Zeit zu nehmen und die Kette (und Kettenblätter, Ritzel, Umlenkrollen) äusserlich zu trocknen, erspart einem über die Lebenszeit der Kette viele aufwendige Putzaktion. Blankes Metall bekommt vllt. Flugrost (der wieder verfliegt und kein Manko ist), aber verschmutzt nicht.
Hier hilft wieder der bekannte Lappen aus dem vorigem Absatz, mit einer nicht-öligen, trockenen Stelle. Die viertel Stunde, die man jetzt verbringt, sollte man unbedingt aufbringen. Hier nicht ungeduldig werden und alle Antriebsteile wirklich penibel säubern und trocknen.
Pflegemittel
Vieles wird auf Ketten gegeben, was da nicht hingehört. U.a. nicht zur Schmierung benutzen sollte man:
- WD40, Ballistol, oder andere Kriech- und Waffenöle.:
Diese Öle verdünnen das werksseitige Fett und waschen es aus. Das zurückbleibende dünnflüssige Öl wird bei Regen wesentlich schneller ausgewaschen, und man muss häufiger nachölen
Umstritten sind:
- Trockenschmiermittel, meist auf Silicon- oder Teflonbasis:
An Motorradketten funktioniert sowas, an Fahrradketten kann es Probleme geben. Motorradketten sind wesentlich größer und müssen keine Schaltvorgänge bewältigen. In Fahrradketten steht der Schmierfilm unter viel höherem Druck, und wird spätestens beim Schalten unter Last an einigen Stellen reißen. Nicht-fließfähige Trockenschmiermittel können diese Lücken im Schmierfilm nicht schließen, und die Stelle bleibt ungeschmiert bis zum nächsten Nachschmieren der gesamten Kette[2]. Andererseits hinterlassen Trockenschmiermittel keine Rückstände außen auf der Kette und verringern somit im Vergleich zu Öl die Verschmutzung der Kette.
Empfehlenswerte Pflegemittel und ihre Eigenheiten:
- Nähmaschinenöl(normales dünnes Kettenöl):
Hat den Vorteil der geringen Klebrigkeit, man kann die Kette sehr leicht aussen wieder trocknen. Hat den Nachteil, dass es, ähnlich wie Kriechöle, das werksseitige Fett verdünnen und auswaschen kann. Wenn man dieses Mittel wählt, sollte man darauf achten nur geringe Mengen zu verwenden. Man will das werksseitige Fett strecken, aber nicht auswaschen. Perfektionisten nehmen einen Pinsel und beträufeln jedes Gelenk mit einem kleinen Tropfen. - dickflüssigeres Kettenöl, ähnlich Rohloff-Öl:
Dieses Pflegemittel wäre unter dem Gesichtspunkt der Schmierung nahezu optimal, da es durch seine Konsistenz das werksseitige Fett nicht auswaschen wird. Der Nachteil ist die große Klebrigkeit, und der hohe Aufwand die Kette danach wieder äußerlich zu trocknen. - Kettenfett:
Kettenfett hat den Nachteil der geringen Fliesfähigkeit, es wird sich schlechter in der Kette verteilen. Erhitztes Fett ist fließfähiger.
In einem Test der Zeitschrift Fahrradzukunft ergab sich kein systematischer Zusammenhang zwischen Kettenlängung und Art des verwendeten Schmiermittels.[3]
Pflegeleitbilder
Es gibt wohl bei keinem anderen Bauteil am Fahrrad so viele unterschiedliche Ansichten zur Pflege. Hier soll versucht werden verschiedene der religiösen Gruppierungen zu charakterisieren.
Weniger ist Mehr
Grundgedanken sind hierbei: Ketten haben dann genügend Schmierstoff wenn sie nicht zwitschern. Zu häufiges Nachölen wird nur das Einspülen von Dreck ins Gelenk fördern.
Es bringt auch wenig bei einem 20EUR Bauteil Pflegemittel für dutzende EUR und etliche Stunden seiner Freizeit aufzubringen, wenn sich die Lebensdauer dadurch kaum vergrößern lässt, und in den meisten Fällen sogar verkürzt. Es gibt sicher Bauteile die von den meisten Menschen zuwenig Beachtung erfahren (korrekte Züge, Wartung von Nabenlagern), die Ketten erfahren üblicherweise zuviel Beachtung.
Der gelassene Fahrradbastler lässt seine Ketten auch nach Regen ungeschmiert weiterzwitschern, mit dem Wissen, dass es 1-2 Fahrtstunden brauchen kann, bis sich das werksseitige Fett wieder verteilt. Nachgeschmiert wird bei denen erst, wenn das Zwitschern nicht mehr aufhört.
Schmieren, wenn Geräusche auftreten
So kann man das andere Extrem gut und knapp beschreiben.