Familienleben auf Radreise
Tagesgestaltung und Pausen
Für die Tagesgestaltung einer Radreise mit Kindern können nur Gedankenanregungen gegeben werden, letztlich hängt hier wie überall die Detailplanung von vielen Faktoren ab. Für Neu-Radreisende mit Kindern also hier ein paar Tipps:
Kleinkinder im Kinderanhänger reisen am besten während ihrer Schlafzeiten. In dieser Zeit kann man ungestört Kilometer abspulen. Wacht das Kind auf, ist meist nach kurzer Zeit Pause angesagt zum Bewegen, Essen, beschäftigt werden. Sind die Kinder aus dem reinen Krabbelalter heraus...
... sind sie Spielkinder, d.h. jeder Spielplatz am Wege bietet sich an für eine Tobepause, die auch oftmöglichst genutzt werden sollte. Dies stellt u.U. die Eltern auf eine harte Probe, die auch mal ein Stück länger fahren möchten, doch schon ist der nächste Spielplatz in Sicht. Rechtzeitig Kompromisse aushandeln, sonst sorgt jeder Spielplatz am Wegesrand für Protest.
Für größere Kinder sollte man nach anderen Attraktionen Ausschau halten. Am besten am Vorabend mit Kind gemeinsam den Reiseführer durchgehen und schauen, was die nächste Etappe an interessanten Stopps zu bieten hat, z.B. Museum, Hafen, Tierpark, geologische Besonderheiten etc.
Oftmals kommen die interessanten Punkte aber ganz unverhofft, eine Pferdeweide, ein Kletterfelsen, ein Bachufer, ein alter Baum... Flexibel bleiben und das Kind mit entscheiden lassen.
Etappenlänge
Bezüglich der Etappenlänge gilt: kleinere Kinder mit längeren Schlafenszeiten stecken längere Etappen meist besser weg als 7jährige auf ihrer ersten Tour mit dem eigenen 20-Zoll-Rad. Bei beiden gilt jedoch, zuerst einmal klein anzufangen, um dann im Laufe der Reise die Etappenlänge evtl. zu steigern. 25-30 km sind oftmals ein großer Erfolg, mit einem fest schlafenden Kleinkind, einem gut gelaunten Kind auf dem Trets oder einem gut trainierten 10jährigen sind ohne weiteres 50-60 km Tagesetappe drin. Das Follow-Me verlängert das Durchhaltevermögen einer Siebenjährigen, das überreizte Durchhaltevermögen eines 12jährigen kann einem andererseits die restliche Reise vermiesen.
Alltag auf dem Campingplatz
Der Freiheit und dem Naturerleben, den großen Vorzügen einer Radreise (nicht nur) für Kinder, stehen für die Eltern ein hoher Arbeits- und Organisationsaufwand gegenüber, vor allem, wenn man die Übernachtung im Zelt, ob auf dem Campingplatz oder "wild", wählt. Auch wenn man mit kleineren Kindern kaum jeden Tag weiterfahren wird, so steht doch alle zwei, drei Tage wieder der Aufbruch an: Zusammenpacken des gesamten Hausstandes und Abbruch und Wiederaufbau des mobilen Eigenheims. Einige Tipps zum Zeltalltag:
- Beim Zeltaufbau und -abbau klare Aufgaben zuweisen. Bei kleinen Kindern sinnvoll: einer geht mit dem Kind auf den Spielplatz, einer macht die Zelteinrichtung. Für Alleinerziehende: es geht auch, wenn das Kind in der Lage ist, sich selbst zu beschäftigen. Auch hier früh Aufgaben zuweisen (auch ein Dreijähriger kann Heringe anreichen und ist zumindest einen Moment bei der Sache).
- Nur einer richtet das Zelt innen ein. Erst dann dürfen die anderen hinein. Bei Aufbau im Regen: Kinder im Vorzelt (oder in der Küche etc. des CP) parken.
- Sinnvoll ist ein Tarp über dem Zelteingang, besonders bei Regenwetter. Matschschuhe schon vor dem Vorzelt stehen lassen zu können bringt enormen Komfort!
- Eindeutige Taschenaufteilung mit klaren Zuständigkeiten. Wo Erste-Hilfe-Paket, Ersatzwindeln, Salz für die Spagetti etc. sich befinden, sollte nicht täglich wechseln. Packtaschen komplett auszupacken sollte man sich für Ruhetage aufheben.
- Plastiktütenmethode: Jeweils Kleidung einzelner Familienmitglieder zusätzlich in Plastiktüten verpacken: kleine Karstadttüte/ Unterwäsche von xy, große Alditüte/ Ersatzfleece für Kinder etc. Neben Ordnung und Übersicht auch hilfreich, wenn es beim frisch windel-entwöhnten Kind doch daneben gegangen ist und man im strömenden Regen am Landstraßenrand in der Radtasche nach sauberer Kleidung sucht: Plastiktüten kann man neben dem Rad unbesorgt aufstapeln, alles bleibt trocken. Wie das mit unverpackten Dingen aussähe...
- Kochen und Abwaschen möglichst außerhalb der Stoßzeiten.
- Küchentasche mit der Outdoor-Küchenausrüstung, Geschirr, Gewürzen, Abwaschutensilien. Kommt immer mit in die Küche, nichts bleibt im Zelt (nach dem dritten Mal Laufen fürs Salz zum weit entfernten Zelt, derweil das Nudelwasser schon überkocht und der nächste schon auf die Kochplatte wartet, hat man es aber auch gelernt). Ein eigener Kocher erleichtert die Sache natürlich.
- Bei der Gelegenheit ein Plädoyer für den idealen Kocher für Familien: Der Trangia bietet (aus Sicht einer langjährigen Nutzerin) beim Camping mit Kindern die größte Sicherheit, da er durch seinen Windschutz äußerst standstabil ist - ein Kleinkind auf dem Arm zu haben und gleichzeitig im Topf zu rühren ist also möglich. Auch wenn später die etwas größeren Kinder doch einmal um den Kocher herumtoben oder selbst umrühren wollen, ist man (unter Berücksichtigung aller Regeln des gesunden Menschenverstands hinsichtlich der Nutzung offenen Feuers etc.) mit dem Trangia auf der sicheren Seite. Das schließt natürlich nicht aus, dass man auch mit allen anderen Kochersystemen seine Kinder unterwegs ganz wundervoll versorgen kann! Wer allerdings mit Kleinkindern die Radreisekarriere erst beginnt und erstmals einen Kocher anschafft, sollte vielleicht diese Anregungen berücksichtigen.