Burgund
Das Burgund (frz. Bourgogne) ist eine historische Region in der Mitte Frankreichs. Sie liegt zwischen Paris und Lyon, ihr Hauptort ist Dijon. Verwaltungsmäßig gehören die Départements Côte-d'Or, Nièvre, Saône-et-Loire und Yonne hinzu.
Vorstellung der Region
Beim Burgund handelt sich um eine niedrige Mittelgebirgs-Landschaft, die ein wenig an Franken erinnert. Wie letzteres ist auch das Burgund für Wein, Kleinstädte, Klöster und Burgen bekannt - kurzum, das ganze Mittelalterprogramm. Bereits die Kelten und Römer siedelten hier und hinterließen ihre Spuren.
Das Burgund hat Anteil an drei großen Fluss-Systemen, nämlich denen der Loire, der Seine mit ihren Nebenflüssen Yonne und Armançon sowie der Rhône mit ihrem Nebenfluss Saône. In die Saône mündet der Doubs, über den man letzten Endes auch zum Rhein kommt. Die flachen Übergänge zwischen diesen Flüssen geben der Region - gerade für Radfahrer - eine wichtige Scharnierfunktion. Überhaupt ist die Geographie stark durch die Flusstäler bestimmt, denen die meisten Verkehrswege folgen - für Frankreich keine Selbstverständlichkeit.
Im Zentrum der Region und im Treffpunkt seiner vier Départements liegt das Mittelgebirge Morvan. Es handelt sich um eine meist offene Hügellandschaft mit Höhen um 600 m ü.d.M., die nur im Süden bis auf 900 m ansteigt. Die o.g. Flüsse gruppieren sich rund um den Morvan und sind durch Senken verbunden:
- Westlich des Morvan verläuft der Canal du Nivernais in Nord-Süd-Richtung und verbindet die Loire mit der Yonne.
- Im Nordosten, zwischen Morvan und dem Plateau de Langres, findet man die Landschaft Auxois. Das Auxois wird vom Canal de Bourgogne durchzogen, der Seine und Saône verbindet.
- Im Südosten verbindet der Canal du Centre die Saône mit der Loire.
- Südwestlich des Morvan bildet die Loire die Grenze zum Centre und zur Auvergne.
Die so skizzierten Routen bilden einen Kreis und werden von der Region unter dem Titel Le Tour de Bourgogne à vélo vermarktet (siehe unten).
Yonne
Yonne ist das nordwestliche der burgundischen Départements und liegt am nächsten zu Paris. In der geographischen Mitte liegt der Eisenbahnknotenpunkt Laroche-Migennes, der auch für Radfahrer fast unumgänglich ist, denn dort treffen die wichtigsten Flüsse zusammen: die Yonne, der Serein und der Armançon. Ausgehend von Laroche-Migennes lässt sich das Gebiet dreiteilen:
Die nördliche Hälfte ist eher flach und agrarisch, nur in der Othe, im Übergang zur Champagne, ist es hügeliger und waldreicher. Zentrum ist der Bischofssitz Sens, südlich von Sens gibt es an der Yonne ein paar hübsche Kleinstädte (z.B. St-Julien-du-Sault und Joigny), sonst ist der touristische Reiz der Nordhälfte beschränkt.
Der Südwesten ist hügelig und weitgehend unspektakulär. Erwähnenswert sind ein paar Orte im Grenzbereich zum Centre: die Baustelle von Guédelon, wo eine mittelalterliche Burg mit den damaligen Techniken aufgebaut wird, St-Fargeau mit seinem Schloss und die Schleusentreppe von Rogny.
Das touristische Hauptinteresse liegt sicher im Südosten, im Winkel zwischen den Flüssen Yonne und Armançon. Neben dem Hauptort Auxerre mit ansehnlicher Altstadt gibt es hübsche Kleinstädte, z.B. Avallon, Noyers, Vézelay (Pilgerkirche, Weltkulturerbe), Chablis (Weingebiet), Tonnerre ("Blautopf" des Burgunds) und Montréal (Schnitzereien in der Kirche), außerdem Schlösser wie Tanlay, Anzy-le-Franc und viele mehr. Der Süden gehört bereits zum Morvan. Die Täler von Cure und Cousin werden von der ehemaligen N6 (heute D606) durchzogen, die wegen der parallelen Autobahn aber nur wenig Verkehr zieht.
Côte-d'Or
Côte-d'Or nimmt den Nordosten der Region ein. Im Osten befindet sich die flache Saône-Ebene, an deren Rand Dijon liegt, Hauptstadt des Burgund. Die Ebene wird von Bergketten begrenzt: südlich von Dijon ist es die Côte d'Or, nördlich davon die Ausläufer des Plateau de Langres. Bei Dijon ist eine Lücke zwischen den Bergen, die vom Canal de Bourgogne ausgenutzt wird. Jener führt ins Auxois, einer Senke zwischen den genannten Bergen und dem Morvan im Südwesten.
Die namensgebende Côte d'Or ist eine Weinbauregion südlich von Dijon. Am Rande der Ebene und am Fuß der Berge findet man viele schmucke Weindörfer und Städte. Hervorgehoben sei Beaune, dessen Hôtel-Dieu ein touristischer Glanzpunkt des Burgund ist.
Ebenfalls touristisch interessant ist das Auxois. Diese offene Landschaft an den Flüssen Serein, Armançon und Brenne ähnelt der angrenzenden Landschaft im Département Yonne und hat nette Kleinstädte zu bieten, z.B. Semur-en-Auxois (Hügellage), Châteauneuf-en-Auxois (Burg) oder Saulieu am Rande des Morvan. In einem ruhigen Seitental bei Montbard liegt das gut erhaltene Kloster Fontenay, das zum Weltkulturerbe gehört.
Auf den Zeugenbergen am Rande der Ebene sowie im nördlich angrenzenden Plateau de Langres ließen sich schon die Kelten nieder und bauten ihre Oppida. Asterix-Freunden sei ein Besuch von Alésia empfohlen, Vercingetorix lässt grüßen. Ein 2012 neu eröffnetes Besucherzentrum informiert über die Entscheidungsschlacht und die nachfolgende römische Siedlung auf den Berg. In Châtillon-sur-Seine ist der Schatz des Keltengrabs von Vix ausgestellt mit der größten jemals gefundenen griechischen Vase (mannshoch).
Das sogenannte Plateau de Langres ist trotz seines Namens natürlich nicht ganz flach. Für die eingeschnittenen Flusstäler muss man jeweils etwa 100 Hm in Kauf nehmen. Hier befindet sich die Quelle der Seine und vieler kleinerer Flüsse.
Saône-et-Loire
Im Osten des Départements fließt die Saône, die Loire bildet die Westgrenze. Schräg verbunden werden die beiden durch den Canal du Centre. Diese Wasserläufe erlauben eine geographische Dreiteilung dieses Départements im Südosten des Burgunds.
Die Landschaft östlich der Saône wird Bresse genannt. Sie setzt sich nahtlos im benachbarten Département Ain fort, ist flach und von zahllosen Seen geprägt.
Zwischen Saône und Canal du Centre befinden sich die nördlichsten Ausläufer des Zentralmassivs. Durch die Berge des Mâconnais führt eine ehemalige Eisenbahntrasse über Cluny, siehe Chalon - Mâcon. Diese Gegend wird von schönen Weindörfern geprägt. Beeindruckend sind die Felsen von Solutré und Vergisson am Südrand des Départements. Die Höhen liegen meist zwischen 200 und 400 Meter ü.d.M., in der Montagne de Dun aber auch 700 m.
Westlich des Canal du Centre befindet sich Hügelland. Der Norden gehört zum Morvan, mit zwei davon abgesetzten Einzelmassiven bei Autun und Uchon. Altertümer gibt es in der Römerstadt Autun und dem keltischen Oppidum von Bibracte zu sehen.
Nièvre
Die Nièvre nimmt den westlichen Teil des Burgunds ein. Zwei Wasserläufe strukturieren das Gebiet: der Canal du Nivernais sowie die Loire, letztere bildet die Westgrenze. Das Gebiet zwischen den beiden ist unspektakuläres Hügelland. Östlich des Kanals beginnt der Morvan, an dem die Nièvre einen größeren Anteil als die anderen Départements hat.
Verglichen mit dem übrigen Burgund ist die Dichte an Sehenswürdigkeiten nicht so groß. An der Loire ist der Hauptort Nevers sehenswert, außerdem die Pilgerkirche von La Charité, einst angeblich die zweitgrößte der Christenheit. Landschaftlich interessant ist es im Morvan. Am Canal du Nivernais ist es zwar ruhig, aber auch ziemlich unspektakulär.
Infos für die Reise
Öffentliche Verkehrsmittel
Die Pariser Bahnhöfe, die das Burgund bedienen, sind der Gare de Lyon und Gare de Bercy, ersterer mit TGVs, letzterer mit Nahverkehr. Da nur sehr wenige TGVs Richtung Südosten Fahrräder mitnehmen, wird man eher auf letzteren angewiesen sein.
Jede Stunde fährt ein TER von Paris nach Laroche-Migennes. Im stündlichen Wechsel geht es dann entweder weiter über Dijon nach Lyon mit Halt in den größeren Orten oder nach Avallon bzw. Corbigny (Achtung Zugteilung) mit Halt an jeder Milchkanne. In Laroche-Migennes besteht oft Anschluss an einen Zug für den jeweils anderen Zweig. Umgekehrt geht es entsprechend, man sollte aber nach Möglichkeit vermeiden, in Laroche-Migennes Richtung Paris umzusteigen, da der kleine Bahnhof oft überfüllt ist. Die TERs sind relativ modern und mit guten Möglichkeiten für Fahrradmitnahme.
Eine weitere Schienenverbindung läuft von Paris am Westrand der Region nach Cosne und Nevers. Einige von diesen sind Corails (Fahrradmitnahme kostenlos), andere Téoz (Fahrradmitnahme reservierungs- und kostenpflichtig). Als kundenfreundliche Maßnahme laufen beide Zugklassen seit 2012 unter dem Label Intercités. Also genau hinschauen, was der Fahrplan zu Fahrradmitnahme sagt!
Es gibt auch noch eine TER-Linie als Querverbindung, die von Dijon über Chalon nach Nevers und weiter nach Tours läuft.
Es gibt TGVs mit Radmitnahme von Straßburg und von Basel nach Dijon oder Chalon. Wenn man etwas Zeit mitbringt, kann man vom Elsass bzw. von Basel auch mit Regionalzügen nach Dijon fahren, evtl. mit Umstieg in Belfort oder Besançon.
Kartenmaterial
Wegen der dünnen Besiedlung genügen die Regionalkarten von Michelin (1:200.000) oder dem IGN (1:250.000). Die vom IGN ist etwas großmaßstäbiger und enthält noch den südlichen Jura bis Genf. Die IGN-Karte hat auch einige Hinweise auf natürliche Sehenswürdigkeiten. Die Département-Karten von Michelin (1:150.000) kennzeichnen Sehenswürdigkeiten mit bis zu drei Sternen - normalerweise recht verlässlich, aber im Burgund mit einigen auffälligen Auslassungen (z.B. Joigny, Tonnerre, Bibracte).
Leihräder
In Dijon (Velodi) und Chalon-sur-Saône (Réflex) gibt es stadtweite Leihfahrradsysteme.
Routen
Folgende Routen im Wiki führen durch die Region:
Dabei stellen die beiden Routen Rhein - Loire und Loire die burgundischen Abschnitte des Eurovelo 6 dar. Diese führt im großen Bogen durch Südburgund, berührt jedoch leider nur die eher uninteressanten Abschnitte der Region. Mit den anderen Strecken ist ein Anschluss nach Süden in Richtung Lyon/Rhônetal bzw. nach Nordwest in die Region Paris gewährleistet.
Weblinks
- Le Tour de Bourgogne à vélo
- Radrouten im Département Saône-et-Loire
- Les VVV par région - Freizeitrouten im Burgund
Reisebericht im Forum:
- Canal de Bourgogne von Edwin