Felge

Aus Radreise-Wiki

Die Felge ist ein Ring, welcher auf der Ringaußenseite Reifen und Schlauch aufnimmt und auf Ringinnenseite über die Speichen mit der Nabe verbunden ist. Zusammen mit Speichen und Nabe bildet die Felge das Laufrad.

Material

Felgen sind üblicherweise aus Aluminiumlegierungen (nur ganz selten auch aus Kunststoff oder Carbon). Stahlfelgen sind kaum noch verbreitet, da sie schwer sind und bei Nässe keine optimale Bremswirkung bei Felgenbremsen aufweisen. Aluminiumfelgen sind als Hohlkammerfelge gegenüber U-förmigen einfachen Stahlfelgen verwindungssteifer.

Im Querschnitt

Eine grundlegende Unterscheidung besteht zwischen Felgen für Scheibenbremsen und Felgen für Felgenbremsen, die meist deutlich unterschiedliche Querschnitte besitzen.

Gut erkennbar ist eine stabile Felge daran, dass sie im Querschnitt ein bis drei geschlossene Kammern aufweist.

Felgen für Felgenbremsen

Felgen für Felgenbremsen benötigen eine senkrechte Felgenflanke, die als Gegenstück der Bremsbacken dient. Je dicker diese Seitenwand ist, desto länger hält sie dem Verschleiß stand. Günstig ist dafür auch eine große Höhe der Seitenwand, da man so die Bremsbacken in unterschiedlicher Höhe ansetzen kann. Dadurch verteilt sich der Verschleiß über einen größeren Bereich. Außerdem muss die Bremklötze weniger häufig nachstellen, da sie im Laufe der Zeit durch Verschleiß die Felgenflanke immer weiter unten berühren. Speziell für Felgenbremsen gibt es Felgen mit beschichteten oder besonders behandelten Felgenflanken (Keramikfelgen, CSS-Felgen). Damit lässt sich eine erhebliche Verlängerung der Durchbremszeit erzielen. Man benötigt aber spezielle Bremsgummis.

Felgen für Scheibenbremsen

Felgen für Scheibenbremsen benötigen keine Seitenwand zum Verschleißen. Die Seitenwand ist deshalb meist deutlich niedriger. Um die hohen Speichenkräfte, die beim Bremsen mit Scheibenbremsen entstehen können aufzunehmen, ist bei einigen Ausführungen der Felgenboden verstärkt. Natürlich sind Felgen für Felgenbremsen ebenso für Scheibenbremsen geeignet; die Bremsflanke bleibt dann ungenutzt.

Stabilität und Gewicht

Die Stabilität einer Felge hängt maßgeblich von ihrer Konstruktion und ihrer Masse ab. Schwere Felgen sind nicht zwangsläufig stabil, sehr leichte Felgen sind aber niemals besonders steif. Wichtig ist auch der Einsatzbereich: Wer schnell über Wurzeln und Holperwege fährt, braucht stabilere Felgen als jemand, der ausschließlich Straße fährt. Je leichter eine Felge ist, desto einfacher lässt es sich beschleunigen und bergauf fahren. Die hintere Felge hat immer mehr Last zu tragen als die Vordere, sie sollte als besonders stabil sein. Die Höhe und die Außenbreite einer Felge spieltz für die Steifigkeit eine große Rolle.

Löcher für Speichenaufnahme

Je mehr Speichen ein Laufrad hat, desto stabiler ist es. In der Regel sind Laufräder mit 36 Speichen hinten und 32 Speichen vorne für ein Reiserad ausreichend stabil. Bei Lastenrädern Tandems können Laufräder mit 40 Speichen sinnvoll sein. Der Speichenabstand einer 32 Loch 26" Felge entspricht in etwa dem einer 36 Loch 28" Felge, weshalb bei 26" Felgen (die aufgrund des geringeren Durchmessers schon stabiler sind) auch im Reiseradbereich 32 Loch gewählt werden kann. Die Lochzahl der Felge muss mit der Lochzahl der Nabe übereinstimmen, wobei es nicht bei jeder Nabe Ausführungen mit unterschiedlichen Lochzahlen gibt. So ist z.B. die Rohloffnabe ausschließlich mit 32-Loch erhältlich.

Neben der Anzahl ist auch die Anordnung der Löcher unterschiedlich. Die Löcher können in einer Linie oder versetzt angeordnet sein. (meist nur bei breiten Felgen) Die versetzte Anordnung hat den Vorteil einer besseren Kraftverteilung, damit verringert sich die Gefahr des Felgenschadens, bei dem Risse im Felgenboden von Loch zu Loch entstehen. Speziell für das hintere Laufrad eines Kettenschaltungsrades gibt es auch eine asymmetrische Lochanordnung. Damit soll das Problem der unterschiedlichem Winkel der Speichen (und damit der unterschiedlichen Spannungen in den Speichen) verringert werden.

Maulweite und Reifenbreite

Die Maulweite ist die „innere“ Breite der Felge, also der Abstand zwischen den Felgenhörnern. Meistens wird leider nur die äußere Breite angegeben. Wenn man davon 6 mm abzieht, hat man die ungefähre Maulweite. Sie ist für die Breite der Reifen entscheidend. Wer breite Reifen auf schmale Felgen montiert und dann noch mit hohem Druck fährt, gefährdet die Felge. Ein Zwei-Zoll-Reifen auf einer 19 mm-Felge mit 4 Bar ist praktisch eine Garantie für einen frühen Felgentod.

Wer auf der sicheren Seite ist, sollte sich an folgende Grenzen halten:

  • 13 mm-Felge: 18-25 mm Reifenbreite
  • 15 mm-Felge: 23-32 mm Reifenbreite
  • 17 mm-Felge: 25-37 mm Reifenbreite (1,0 bis 1,45 Zoll)
  • 19 mm-Felge: 28-44 mm Reifenbreite (1,1 bis 1,75 Zoll)
  • 21 mm-Felge: 35-50 mm Reifenbreite (1,3 bis 2,0 Zoll)
  • 23 mm-Felge: 40-50 mm Reifenbreite (1,6 bis 2,0 Zoll)
  • 25 mm-Felge: 40-57 mm Reifenbreite (1,6 bis 2,25 Zoll)
  • 27 mm-Felge: 47-60 mm Reifenbreite (1,85 bis 2,35 Zoll)
  • 29 mm-Felge: 54-62 mm Reifenbreite (2,1 bis 2,45 Zoll)

Mit reduziertem Luftdruck kann man auch etwas breitere Reifen benutzen. Bei der Verwendung schmalerer Reifen sollte man einen hohen Luftdruck haben, um die Gefahr von Durchschlägen zu reduzieren.

Verbreitete Felgen

Die Tabellen enthalten nur Felgen, die für Reiseradler interessant und ohne große Schwierigkeiten verfügbar sind.
Abkürzungen und Erläuterungen stehen unter den Tabellen.
Bemerkung: Nicht alle Optionen sind tatsächlich verfügbar. So gibt es zum Beispiel die Rigida Sputnik in der 40-Loch-Ausführung nur ohne CSS.

26 Zoll (559 mm)

Felge Maulweite
(mm)
Gewicht
(Gramm)
Bremsflanke Verschleiß-
Indikator
Löcher ERD
(mm)
Ösen Ventil-
loch
Farbe Bemerkungen
Alexrims Ace18 17 460 SSE/CSW (optional) ja 32/36 540,65 1 6,5 sw/si
Alexrims DA16 16 470 CSW (optional) ja 28/32/36 535,3 0 ? sw/si
Rigida X-Plorer 19 610 ja intern 32/36 ? 0 8,5 si/sw
Rigida Disc Bull 24 630 nein - 32 ? 1 8,5 sw
Rigida Grizzly 18,5 540 CSS (optional) ? 32/36 534,6
535,4
535,9
0
1
2
6,5 ?
Rigida Andra 30 19,0 750 CSS ? 36 535,9 0 ? ? für Rohloff
Rigida Andra 40 25 750 GSW ja 32 534,9 gep. 6,5 sw für Rohloff
Rigida Sputnik 19 750 CSS (optional) ja 32/36/40 537,0 2 6,5 si/sw sehr stabil
Rigida Taurus 2000 Disc 19 510 nein - 32/36 ? 1 8,5 sw/si/ws
Rigida Big Bull 25 690 GSW intern 32/36 534,3
534,8
1
2
8,5 si/sw
Exal SP19 19 630 GSW ja 32/36 538 2 6,5/8,5 si/sw sehr stabil
Mavic EX 721 disc 21 590 nein - 32 532 1 8,5 sw stabile MTB-Felge
Mavic EX 721 21 590 GSW - 32 532 1 8,5 sw stabile MTB-Felge
Sun Rhyno lite 21,0 550 GSW nein 32/36 549 1 ? sw

28/29 Zoll (622 mm)

Schmale Felgen mit 622 mm (für Rennräder, Crosser und Reiseräder) werden als 28 Zoll bezeichnet, während Mountainbike-Felgen mit diesem Durchmesser als 29 Zoll-Felgen bezeichnet werden. Der grund liegt darin, dass am MTN meistens sehr dicke und hohe Reifen zum Einsatz kommen, was einen deutlich größeren Außendurchmesser bedeutet (bei gleichem Felgendurchmesser).

Felge Maulweite
(mm)
Gewicht
(Gramm)
Brems-
flanke
Verschleiß-
Indikator
Löcher ERD
(mm)
Ösen Ventil-
loch
Farbe Bemerkungen
Rigida Grizzly 18,5 610 CSS ? 36 597,6
598,4
598,9
0
1
2
6,5 ?
Rigida Sputnik 19 835 CSS (optional) ja 32/36/40 600,0 2 6,5 sw/si sehr stabil
Rigida X-Plorer 19 680 ja intern 32/36 592,4 0 6,5 sw/si stabil
Rigida Big Bull 25 790 GSW intern 36 597,3
597,8
1
2
8,5 si/sw
Rigida Andra 30 19,0 815 CSS ? 36 598,9 2 ? ? für Rohloff
Rigida Andra 40 25 815 GSW ja 32/36 597,9 gep. 6,5 sw für Rohloff
Exal LX17 17 585 GSW ja 32/36 601 2 6,5/8,5 si/sw
Exal SP19 19 700 GSW ja 32/36 601 2 6,5/8,5 si/sw sehr stabil
Mavic A719 19,0 565 SUP intern 32/36/40 600,5 2 6,5/8,5 sw
DT Swiss TK 540 19 540 SUP extern 32/36 600,0 2 6,5 si/sw Vormals TK 7.1.
Last bis 130 Kg.
DT Swiss TK 540 disc 19 540 nein - 32 600,0 2 6,5 sw Vormals TK 7.1.br>Last bis 130 Kg.
H plus SON Archetype 17 470 ja ? 20/24/28/32/36 595 0 6,5 sw/gr/si Breite und hohe (=stabile) Rennradfelge, teuer

20 Zoll (406 mm)

Felge Maulweite
(mm)
Gewicht
(Gramm)
Bremsflanke Verschleiß-
Indikator
Löcher ERD
(mm)
Ösen Ventil-
loch
Farbe Bemerkungen
Alexrims DA16 16 340 CSW (optional) ja 32 383,4 0 6,5 sw stabil und nicht zu schwer
Alexrims DA16 16 340 CSW (optional) ja 28/32/36 383,4 0 6,5 sw/si stabil und nicht zu schwer
Alexrims DA16 disc 16 340 nein - 28/32/36 383,4 0 6,5 sw/si stabil und nicht zu schwer
Kinlin Nb-R 12,8 245 ja ? 24/28/32 390 0 6,5 sw Alu-Legierung Niob, nur mit
schwarzen Swiss Stop-Belägen verwenden!
Rigida X-Plorer 19 400 ja intern 32/36 ? 0 6,5 si/sw
Rigida Andra 40 25 ? GSW ja ? 381,9 gep. 6,5 sw für Rohloff
Rigida Big Bull 25 495 GSW ja 36 380,5 gep. 6,5 sw für Rohloff
Rigida Big Bull 25 495 GSW ja 36 381,3 1 8,5 sw für Rohloff

20 Zoll (451 mm)

Felge Maulweite
(mm)
Gewicht
(Gramm)
Bremsflanke Verschleiß-
Indikator
Löcher ERD
(mm)
Ösen Ventil-
loch
Farbe Bemerkungen
Kinlin Nb-R 12,8 276 ja ? 24/28 433 0 6,5 sw Alu-Legierung mit Niob, nur mit
schwarzen Swiss Stop-Belägen verwenden!

Abkürzungen und Erläuterungen

  • Ventilloch: 6,5 mm ist nur für Sclaverand (französisch); 8,5 mm ist für Autoventil/Dunlop.
    Mit Adapter lassen sich Schläuche mit Sclaverand-Ventil auch in den 8,5 mm-Felgen benutzen.
  • Ösen = 0: ohne, 1: einfach geöst, 2: doppelt geöst, gep.: ohne Ösen, gepunzte Speichenlöcher (schräge Löcher, um Knick der Speichen zu verhindern)
    Einfach geöst ist veraltet, da es heute möglich (und besser) ist, den Felgenboden im Bereich der Felgenlöcher dicker zu machen.
  • ERD = Felgendurchmesser zur Berechnung der Speichenlänge.
    Es gibt unterschiedliche Messarten, siehe Artikel ERD.
  • CSS = Keramikbeschichtung der Bremsflanken (lange Haltbarkeit, spezielle Bremsbeläge empfohlen)
  • GSW = Abgedrehte Bremsflanken
  • CSW = Geschliffene Bremsflanken
  • SUP = Geschweißter Felgenstoß und abgedrehte Bremsflanken
  • SSL = Aluminiumlegierung mit Scandium-Anteil

Abkürzungen für Farben

  • sw = schwarz
  • ws = weiß
  • si = silber
  • ge = gelb
  • gn = grün
  • gr = grau
  • bl = blau
  • rt = rot

Verschleiß

Kraftwirkungen im Reifen und auf die Felge

Bei der Nutzung von Felgenbremsen unterliegen die Felgen einem kontinuierlichen Verschleiß. Einige Felgen haben einen Felgenindikator, der anzeigt, ob eine Felge ausgetauscht werden muss. Dies kann beispielsweise eine Rille sein, die bei einem zunehmendem Felgenverschleiß irgendwann nicht mehr zu erkennen ist.

Einer Faustregel nach, sollte die Felgenwand mindestens 1 mm betragen, um noch genügend Stabilität zu haben. (Einige Faustregeln geben 0,9 mm minimale Felgenwandstärke an, jedoch ist zu beachten, dass ein vollbelandenes Reiserad auf holperigen Wegen aufgrund der auftretenden Kräfte sehr stabile Felgen erfordert.)

Das Bild zeigt, wie die Kraft Rs die Felgenwand mit zunehmendem Verschleiß nach außen drücken kann, was in der Folge zwangsläufig zu einem Felgenbruch führt.

Felgenverschleiß direkt messen

Die Felgenwand kann mit Hilfe einer Messlehre direkt gemessen werden. Je nach Bremsentyp (beispielsweise unterschiedlich schnell zurückfahrende Kolben bei einigen Öldruckbremsen) und Einstellung kann eine Bremsflanke schneller verschleißen, als die gegenüberliegende; daher sollten stets beide Seiten an mehreren Stellen gemessen werden. Da die Felgewand ein Horn besitzt, mit dem der Mantel gehalten wird, muss meist zwischen Messlehre und Felge eine Distanzhülse (beispielsweise ein Speichennippel) gehalten werden. Tipp: Alternativ kann die Felgenwandstärke mit einem "Tasterzirkel" aus dem Dentalbereich gemessen werden. Hiermit kann das Problem des Felgenhorns bequem umgangen werden.

Felgenverschleiß indirekt messen

Der Verschleiß der Felge kann auch ohne Demontage des Mantels ermittelt werden:

Methode 1

Die Luft des Schlauchs ablassen und Messlehre an außen an die Felge setzen. Danach den Reifen stark aufpumpen (6 bar, auch wenn der der Hersteller nur maximal 4 Bar angegeben hat (das aber auf eigene Gefahr)) und prüfen, ob die Messlehre sich verschoben hat. Wenn die Felgenwände merklich gegenüber der Erstmessung auseinandergehen, sollte die Felge ausgetauscht werden. Nicht vergessen: Luft wieder ablassen.

Methode 2

Die Luft des Schlauchs ablassen und die Bremsbacken nachstellen bis sie kurz vorm Kontakt zur Felge stehen. Danach den Reifen stark aufpumpen (6 bar, auch wenn der der Hersteller nur maximal 4 Bar angegeben hat (das aber auf eigene Gefahr) und prüfen, ob die Bremsbacken nun schleifen; ein klein wenig darf das Horn nachgeben aber nicht wirklich spürbar. Wenn das Rad merklich schleift, sollte die Felge ausgetauscht werden. Nicht vergessen: Luft wieder ablassen.

Weblinks