Velomobil

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Ein Velomobil ist ein vollverkleidetes Fahrrad mit drei Rädern. Wie auf einem Liegerad liegt bzw. sitzt der Fahrer von der Hüfte bis zu den Schultern auf einem Sitz mit stark geneigter Lehne.

Niederländisches Velomobil Quest

Bauweise und Velomobiltypen

Grundsätzliches

Den Sitz kann man nach vorne klappen, um so an den Kofferraum zu kommen.

Bei den meisten Velomobilen ist die Verkleidung Teil der tragenden Konstruktion. Es ist daher in der Regel nicht möglich, das Velomobil offen als Liegedreirad zu fahren.

Die Räder sind üblicherweise in der so genannten Tadpole-Anordnung, also zwei Vorderräder und ein Hinterrad. Dabei sind Tretlager und Beine des Fahrers zwischen den Vorderrädern, was die Länge des Bugs in Grenzen hält. Auf der anderen Seite ist ein Velomobil nach hinten lang, weil die Rückenlehne Regel flacher als bei einem Reiseliegerad ist. Der Vorteil der flachen Lehne ist, dass das Velomobil flach wird und damit dem Fahrtwind eine geringe Angriffsfläche bietet. Velomobile sind etwa zwischen 2,40 und 2,75 m lang.

Vorderräder

Die Vorderräder sind bei den meisten Modellen in Bereich der Karosserie, ähnlich wie bei einem Auto. Dabei kann die Karosserie um die Räder geschlossen sein, was die Aerodynamik verbessert. Nachteile von geschlossenen Radkästen sind eine geringe Wendigkeit und erheblich mehr Arbeit bei der Wartung der Bremsen, weil dazu erst das Federbein ausgebaut werden muss. Bei einigen Velomobilen sind die Räder außerhalb der Karosserie (optisch vergleichbar mit den Vorderrädern an Formel 1-Rennwagen). Dadurch kann die Karosserie schmal und windschlüpfig gebaut werden, ohne das die Kippstabilität zu groß wird.

Komplett geschlossen

Bei geschlossenen Velomobilen nimmt der Fahrer - so wie beim Auto - die Außenwelt durch Fenster wahr. Bei einigen Modellen sind die Seitenscheiben herausnehmbar. Zum Ein und Aussteigen wird das Velomobil aufgeklappt. Bei stark geneigten Scheiben kann die Sicht bei Regen, Dunkelheit und Gegenverkehr erheblich eingeschränkt sein. Außerdem können die Scheiben von innen durch den Schweiß des Fahrers beschlagen; unterschiedliche Lüftungskonzepte (teils elektrisch) reduzieren dieses Problem.

Oben offen

Oben offene Velomobile haben eine Öffnung, die meistens auch dem Ein- und Aussteigen dient. Mit einem Schaumstoffeinsatz kann diese Öffnung soweit verkleinert werden, dass nur noch der Kopf aus dem Velomobil herauslugt. Dies verbessert die Aerodynamik und den Wetterschutz. Optional ist ein Dach möglich, wobei alle vier Seiten offen bleiben. Wenn das Dach nach vorne lang genug ist, kommen Regentropfen nicht ins Gesicht des Fahrers. Auch ein Regenhut mit breiter Krempe hilft. Außerdem gibt es für einige Modelle geschlossene Hauben als Aufsatz, wobei die sich die meisten Hauben nicht im Gepäckraum des Velomobils verstauen lassen, was sie für Radreisen nur bedingt geeignet macht.

Für und Wider

Die Vor- und Nachteile ähneln denjenigen von Liegerädern gegenüber aufrechten Fahrrädern.

Vorteile

  • Erheblich windschnittiger, daher sind in der Ebene Geschwindigkeiten zwischen 35 und 45 km/h üblich. Je besser man trainiert ist, desto stärker wirkt sich dieser Vorteil aus.
  • Erheblich komfortabler und damit sehr entspanntes Fahren, besonders durch:
    • Keine Druckstellen am Gesäß wegen großflächiger Unterstützung des Rumpfes
    • Keine Belastung für Hände, Handgelenke, Arme und Schultern (der Lenker liegt locker auf dem Bauch oder ist in Form einer „Panzerlenkung“ an beiden Seiten).
    • Entspannte Nackenhaltung (bei korrekter Sitzeinstellung schaut man gerade nach vorne und muss den Kopf weder nach unten neigen noch in den Nacken nehmen)
    • Kein Halten des Gleichgewichtes bergauf; man kann beliebig langsam fahren -- auch freihändig --, ohne umzukipppen.
  • Das Fahrverhalten mit Gepäck ändert sich nur minimal gegenüber dem Fahren ohne Gepäck.
  • Hervorragender Wetterschutz
  • Hohe Gepäckkapazität
  • Durch einseitige Aufhängung der Vorderräder (bei vielen Velomobilen auch des Hinterrads) ist ein Schlauch- und Reifenwechsel ohne Radausbau möglich
  • Extrem wartungsarm durch weitgehend gekapselten Antrieb. Er verschleißt daher erheblich langsamer als bei anderen Fahrrädern. Es ist möglich, 100.000 km ohne den Austausch von Antriebs-Verschleißteilen zu fahren.

Nachteile

  • Durch die geringere Sitzhöhe kann man nicht über PKW schauen; viele Brückengeländer und Deiche versperren die Sicht in die Landschaft.
  • Mit ca. 22-36 Kg deutlich schwerer als aufrechte Reiseräder. Speziell bei vielen Ampelstopps und am Berg ein Nachteil.
  • Kaum zu tragen, sehr sperrig. Transport nur mit Fähren, dem Auto und in bestimmten Eisenbahnwaggons (breiter Einstieg ohne Stufen) sinnvoll. Radreisen müssen daher häufig zu Hause beginnen und enden.
  • Geringe Geländetauglichkeit. Wege mit Sand, Schlamm oder tiefem Schotter kann man kaum überwinden, auch weil das Velomobil auf unebenem Untergrund schwer zu schieben und praktisch nicht zu tragen ist. Durch den geringen Lenkeinschlag sind enge Kurven und Umlaufsperren kaum bis gar nicht fahrend zu überwinden. Ein Velomobil ist eigentlich nur auf Straßen glücklich.

Tipps

Auf dem Velomobil werden andere Muskelgruppen beansprucht als beim aufrechten Rad, sodass eine Umgewöhnung erforderlich ist. Insbesondere der Geschwindigkeitsvorteil durch die bessere Aerodynamik stellt sich erst nach einiger Zeit ein. Man spricht hier von etwa 1000 Kilometern.

Fahren mit Klickpedalen ist dringend zu empfehlen, weil man sonst leicht mit den Füßen auf den Pedalen verrutschen und dadurch an die Karosserie anstoßen kann. Außerdem ermöglichen sie, auch mal die „Füße hängen zu lassen“ und entlasten damit die Muskulatur - ansonsten müssen die Beinmuskeln nicht nur den Vortrieb leisten, sondern auch noch die Beine hochheben, damit sie auf den Pedalen bleiben. Und schließlich erleichtern Klickpedale enorm einen runderen Tritt, wodurch Muskelkraft effizienter eingesetzt werden kann.

Durch die Abstützung im Sitz kann man enorm viel Druck auf die Pedale bringen, unabhängig vom Körpergewicht. Das kann allerdings die Knie schädigen, sodass man dies nur kurzzeitig tun sollte. Eine hohe Trittfrequenz ist daher wie beim Liegerad dringend zu empfehlen.

Menschenscheu darf man als Velomobilfahrer auf gar keinen Fall sein. Ein Velomobil erregt immer viel Aufmerksamkeit.

Velomobil als Reiserad

Fährt man ausschließlich Straßen und kann die Radreise zu Hause beginnen und enden, so ist ein Velomobil wegen des Komforts ein sehr gutes Reiserad.

Die Gepäckkapazität ist bei den meisten Modellen sehr hoch. Wegen des oft zerklüfteten Gepäckraums sollte man viele kleine Taschen statt weniger großer einplanen. Zum sportlichen Fahren für kleinere Menschen gibt es eigens kleine Velomobile mit nochmals reduzierte Windangriffsfläche; diese Velomobile haben entsprechend kleinere Gepäckfächer.

Trinkflaschen kann man in großer Zahl im Inneren mitnehmen. Weil man auf gerade Strecke freihändig fahren kann, kann man ohne Probleme Schraubverschlüsse bedienen.

Trommelbremsen sind sehr verbreitet, weil sie schmal bauen. Durch die weitgehend geschlossene Konstruktion kommt kaum Dreck an die Bremsen, sodass sie mehrere zigtausend Kilometer ohne Belagwechsel halten können. Allerdings ist die Bremsleistung von Trommelbremsen gering, sodass vergrößerte Trommelbremsen (90 statt 70 mm) und Scheibenbremsen eine gewisse Verbreitung haben. Gerade bei geschlossenen Radkästen können Bremsen überhitzen, sodass für lange steile Abfahrten Sonderlösungen wie Bremstrommeln mit integrierter Wasserkühlung, Bremstrommeln mit Kühltürmchen und/oder Bremsfallschirme zum Einsatz kommen. Ein Bremsfallschirm begrenzt die Geschwindigkeit je nach Größe und Gefälle auf etwa 40 km&h. Ein großer Fallschirme führt beim Werfen aus hoher Geschwindigkeit zu einem Ruck, der die Stabilität gefährden kann; zwei kleine Fallschirme, die man nacheinander wirft, sind daher besser.

Kaufentscheidungshilfen

Eine Probefahrt mit einem Velomobil ist absolut unerlässlich und kosten aufgrund der im Vergleich zum Diamantrahmen komplizierteren Körpergrößenanpassung meistens etwas. Am Anfang fühlen sich viele ob der engen Platzverhältnisse unwohl, speziell in geschlossenen Velomobilen. Das gibt sich meistens nach kurzer Zeit und der Komfortgewinn steht klar im Vordergrund.

  • Nutze das Internet, um dir einen Überblick über das Liegerad zu verschaffen, lese Reiseberichte, verfolge Foren (z.B. das Velomobilforum).
  • Nutze Veranstaltungen (Spezialradmesse Germersheim, CycleVision Lelystad/Zandvoort). Dort kann man schon mal probefahren.
  • Da man bei Schlaglöchern und Bordsteinkanten nicht aus dem Sitz gehen kann, ist eine Federung praktisch Standard. Sehr sportliche Velomobile verzichten gelegentlich auf eine Heckfederung.
  • Gebraucht oder neu? Gebrauchtmobile findet man HPV-Gebrauchtmarkt und im Velomobilforum.
  • Installiere einen Trittfrequenzmesser. Du kannst somit vermeiden niedertourig und mit zu hoher Kraft zu fahren. Allgemein sollte Trittfrequenz 90 nicht unterschreiten.
  • Mitunter verbessern oder verschlechtern andere Reifen oder das Fahren mit Gepäck etc. das Fahrverhalten. Probiere es einfach aus.

Hersteller

Velomobiel: Quest und Strada
Sinner/Ligfietsgarage Groningen: Mango
Cab-Bike
Flevobike: Versatile
Leitra
Milan
Beyss: Go One
Bike Revolution: Thunderstorm (Leitra-Variante)
Velayo; Velomobil mit Hecklenkung