Kettenwechselintervall: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Kettenwechselintervall''' gibt die Dauer oder Distanz an, die eine [[Kette]] bis zum Wechsel hält.
Das '''Kettenwechselintervall''' gibt die Strecke an, bis eine neue [[Kette|Fahrradkette]] gewechselt wird, weil sie als verschlissen betrachtet wird. Neben der Kette verschleißen auch [[Kettenblatt|Kettenblätter]] und [[Ritzel]]. Insbesondere eine bereits abgenutzte Kette bedeutet einen schnellen Verschleiß der Blätter und Ritzel.
Durch Verschleiß müssen [[Kettenblatt|Kettenblätter]], [[Ritzel]] und vor allem die Kette in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden.
__TOC__
== Wartungsphilosophie ==


== zwei Grundideologien ==
Es gibt drei Möglichkeiten zur Nutzung bzw. zum Wechsel von Ketten:


# Alles (Ritzel, Kette, Kettenblätter) runterfahren, bis die Kette durchrutscht oder selbst kaputt geht.<br><br>Vorteil: Etwas längere Wartungsintervalle und kein häufiges Kettenwechseln (siehe 2.). <br>Nachteil: Zunehmend schlechter Wirkungsgrad, miserables Schaltverhalten bei Kettenschaltung. Diese Vorgehensweise empfiehlt sich eher bei Nabenschaltungen, da sich dort auch bei verschlissenen Komponenten das Schaltverhalten nicht verschlechtert und es weniger zu tauschende Teile gibt (nur ein Kettenblatt, nur ein Ritzel, evtl. läßt sich beides noch wenden)<br><br>
* Kette, Kettenblätter und Ritzel solange fahren, wie es möglich ist. Das bedeutet, bis die Kette anfängt, durchzurutschen. Der Vorteil ist, dass die Intervalle sehr lang werden können. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass die Effizienz des Antriebs nachlässt (der Antrieb „schluckt“ Energie) und dass sich das Schaltverhalten einer Kettenschaltung kontinuierlich verschlechtert. Diese Vorgehensweise empfiehlt sich daher eher bei Nabenschaltungen. Auch weil es dort weniger zu wechselnde Teile gibt (nur ein Kettenblatt und nur ein Ritzel; beide können unter Umständen gewendet und so noch eine Weile benutzt werden).
# Kette als günstigstes Teil häufig wechseln bzw. gegen eine anderen im Wechsel austauschen, bevor der restliche Antrieb mit dem Verschleiss beginnt.<br>Da Ketten je nach Qualität sehr stark unterschiedliches Verschleissverhalten zeigen, kann man hier entweder auf Nr.Sicher gehen, und ohne Messung wechseln. Allerdings kann man hier sehr viel Geld verlieren. <br>Ein standardmäßiger Wechsel alle 2000km, obwohl qualitative Ketten durchaus 8-10.000km schaffen können, kann bedeuten dass man viel Geld verschwendet, gerade wenn man noch nach jeder zweiten oder dritten Kette die Kassette wechselt. Es empfiehlt sich also die Kette wirklich erst zu wechseln wenn sie verschlissen ist, aber noch so intakt, dass die Ritzel nicht verschlissen wurden. Die Kassette muss man hier erst wechseln, wenn sie mit einer neuen Kette nicht mehr fahrbar ist, also die Kette bei starken Antritten über die Ritzel rutscht. Gleiches gilt für die Kettenblätter.<br><br>Wenn man dann Kettenblätter und Ritzel tauschen müsste, könnte man zur Methode 1 wechseln und eine verschlissene Kette montieren, die mit der Kassette noch ohne Springen funktioniert, und den Antrieb damit runterfahren.<br><br>Vorteil: besseres Schaltverhalten, effizienterer Antrieb, weniger Kosten<br>Nachteile: regelmäßige Kontrolle des Kettenschleiss nötig


* Eine Verbesserung der ersten Variante ist die Zwei-Ketten-Methode: Wenn die erste Kette ca. 0,5% gelängt ist, legt man die zweite, neue Kette auf. Diese fährt man solange, bis die Längung 0.5% größer als bei der ersten geworden ist. Dann legt man wieder die erste, ältere Kette auf und so weiter. Das Wechselspielchen kann man solange wiederholen bis die Ketten anfangen zu reißen, oder die Schaltvorgänge zu unpräzise werden. Dann wird der komplette Antriebsstrang (Kettenblätter, Rizel und Kette) ausgewechselt. Mit dieser Methode kann man mehrere 10.000 km Laufleistung erreichen.


* Die Kette als günstigstes Teil wechseln, bevor sie durch Längung die Kettenblätter und die Ritzel angreift. Dazu sollte man die Längung regelmäßig messen, wozu es mehrere Methoden gibt. Eine Längung von 0,8% wird als Grenze für den Verschleiß angesehen. Die Kassette und die Kettenblätter muss man hier erst wechseln, wenn sie mit einer neuen Kette nicht mehr fahrbar ist, also die Kette bei starken Antritten durchrutscht. Der Vorteil dieser Methode ist ein durchgängig gutes Schaltverhalten (bei Kettenschaltung) und ein (bei guter [[Kettenpflege]]) stets effizienter Antrieb. Dafür muss man öfter Messen und die Kette wechseln.<br>Wenn Kettenblätter und Ritzel verschlissen sind, kann man zur Methode 1 wechseln und eine verschlissene Kette montieren, die mit der abgenutzten Kassette und den abgenutzten Kettenblättern noch ohne Springen funktioniert.


Innenmessungen nach Art des Rohloff-Kalibers enthalten eine prinzipbedingte Fehlerquelle, da sie den Verschleiss der Kettenrollen mitmessen, der aber die Kettenteilung nicht verändert. Es empfiehlt sich daher die Aussenmessung mit einem Messschieber und der Tausch bei 0,8% Längung.
==Kettenlängung messen==
Über 10 Kettenglieder muss die Kette 5Zoll-Länge haben (1/2Zoll Kettenteilung), also 127mm. Wenn die Bolzen nach 10 Gliedern 128mm Abstand haben ist die Kette verschlissen. Messen über die doppelte Länge 254-256mm erleichtert die Sache.
Der Verschleiß einer Kette entsteht dadurch, dass bei der Bewegung der Kette langsam die Verbindungsbolzen kleiner geschliffen werden. Es kommt zum Spiel in den Gelenken, was sich in einer Längung bemerkbar macht. Bebilderte und genauere Informationen zu diesem Vorgang findet man bei [http://arnowelzel.de/sheldonbrown/chains.html Sheldon Brown (rip)].  


== Haltbarkeit der Komponenten ==
Innenmessungen, wie zum Beispiel mit dem [[Rohloff]] Kaliber enthalten eine Fehlerquelle, da sie den Verschleiß der Kettenrollen mitmessen, der aber die Kettenlängung nicht beeinflusst.
Eine Kette sollte im ersten Fall 7.000 km halten. (Dann nimmt der Wirkungsgrad spürbar ab).
 
Korrekt ist eine Außenmessung an einer gespannten Kette; zum Beispiel mit einem Messschieber. Die Länge von zehn Gliedern einer neuen Kette beträgt 127&nbsp;mm (fünf Zoll). Wenn die Bolzen nach zehn Gliedern 128&nbsp;mm Abstand haben, gilt die Kette als verschlissen (0,8&nbsp;% Längung). Sind alle Ritzel und Kettenblätter aus Stahl, kann man eine Kette bis 128,3&nbsp;mm fahren (1,0&nbsp;% Längung). Die Messung wird genauer, wenn man über 20 Glieder misst (254&nbsp;mm normal, 256&nbsp;mm als Verschleißgrenze für Alu- und 256,6&nbsp;mm für Stahlkettenblätter).
 
Eine Alternative ist die Vergleichsmessung, die speziell mit einem wiederverwendbarem [[Kettenschloss]] praktikabel ist. Dazu nimmt man die gebrauchte Kette vom Fahrrad und hängt sie neben eine neue Kette. Am oberen Ende sollten die Ketten mit ihrem Bolzen auf gleicher Höhe sein. Nach wenigen Gliedern wird der Bolzen der verschlissenen Kette schon etwas niedriger hängen als der Bolzen der unverschlissenen Kette. Jetzt zählt man die Anzahl der Kettenglieder, bis die Bolzen wieder auf gleicher Höhe sind. Eine um 1,0&nbsp;% gelängte Kette ist beim 100. Kettenglied mit dem Bolzen auf gleicher Höhe wie der Bolzen des 101. Glieds der neuen Kette.
 
== Kettenpflege ==
''Siehe Hauptartikel:'' [[Kettenpflege]]<br>
Der Verschleiß der Kette wird durch Schmutz stark erhöht, insbesondere feine Sandkörner, die im Laufe der Zeit in die Kettengelenke dringen und dort wie Schmirgelpapier wirken. Eine regelmäßige Reinigung der Kette von außen ist wichtig, damit Schmutz nicht in die Kettengelenke gelangt.


[[Kategorie:Reparatur]]
[[Kategorie:Reparatur]]
[[Kategorie:Fahrrad]]
[[Kategorie:Fahrrad]]

Aktuelle Version vom 18. September 2011, 08:29 Uhr

Das Kettenwechselintervall gibt die Strecke an, bis eine neue Fahrradkette gewechselt wird, weil sie als verschlissen betrachtet wird. Neben der Kette verschleißen auch Kettenblätter und Ritzel. Insbesondere eine bereits abgenutzte Kette bedeutet einen schnellen Verschleiß der Blätter und Ritzel.

Wartungsphilosophie

Es gibt drei Möglichkeiten zur Nutzung bzw. zum Wechsel von Ketten:

  • Kette, Kettenblätter und Ritzel solange fahren, wie es möglich ist. Das bedeutet, bis die Kette anfängt, durchzurutschen. Der Vorteil ist, dass die Intervalle sehr lang werden können. Dafür muss man in Kauf nehmen, dass die Effizienz des Antriebs nachlässt (der Antrieb „schluckt“ Energie) und dass sich das Schaltverhalten einer Kettenschaltung kontinuierlich verschlechtert. Diese Vorgehensweise empfiehlt sich daher eher bei Nabenschaltungen. Auch weil es dort weniger zu wechselnde Teile gibt (nur ein Kettenblatt und nur ein Ritzel; beide können unter Umständen gewendet und so noch eine Weile benutzt werden).
  • Eine Verbesserung der ersten Variante ist die Zwei-Ketten-Methode: Wenn die erste Kette ca. 0,5% gelängt ist, legt man die zweite, neue Kette auf. Diese fährt man solange, bis die Längung 0.5% größer als bei der ersten geworden ist. Dann legt man wieder die erste, ältere Kette auf und so weiter. Das Wechselspielchen kann man solange wiederholen bis die Ketten anfangen zu reißen, oder die Schaltvorgänge zu unpräzise werden. Dann wird der komplette Antriebsstrang (Kettenblätter, Rizel und Kette) ausgewechselt. Mit dieser Methode kann man mehrere 10.000 km Laufleistung erreichen.
  • Die Kette als günstigstes Teil wechseln, bevor sie durch Längung die Kettenblätter und die Ritzel angreift. Dazu sollte man die Längung regelmäßig messen, wozu es mehrere Methoden gibt. Eine Längung von 0,8% wird als Grenze für den Verschleiß angesehen. Die Kassette und die Kettenblätter muss man hier erst wechseln, wenn sie mit einer neuen Kette nicht mehr fahrbar ist, also die Kette bei starken Antritten durchrutscht. Der Vorteil dieser Methode ist ein durchgängig gutes Schaltverhalten (bei Kettenschaltung) und ein (bei guter Kettenpflege) stets effizienter Antrieb. Dafür muss man öfter Messen und die Kette wechseln.
    Wenn Kettenblätter und Ritzel verschlissen sind, kann man zur Methode 1 wechseln und eine verschlissene Kette montieren, die mit der abgenutzten Kassette und den abgenutzten Kettenblättern noch ohne Springen funktioniert.

Kettenlängung messen

Der Verschleiß einer Kette entsteht dadurch, dass bei der Bewegung der Kette langsam die Verbindungsbolzen kleiner geschliffen werden. Es kommt zum Spiel in den Gelenken, was sich in einer Längung bemerkbar macht. Bebilderte und genauere Informationen zu diesem Vorgang findet man bei Sheldon Brown (rip).

Innenmessungen, wie zum Beispiel mit dem Rohloff Kaliber enthalten eine Fehlerquelle, da sie den Verschleiß der Kettenrollen mitmessen, der aber die Kettenlängung nicht beeinflusst.

Korrekt ist eine Außenmessung an einer gespannten Kette; zum Beispiel mit einem Messschieber. Die Länge von zehn Gliedern einer neuen Kette beträgt 127 mm (fünf Zoll). Wenn die Bolzen nach zehn Gliedern 128 mm Abstand haben, gilt die Kette als verschlissen (0,8 % Längung). Sind alle Ritzel und Kettenblätter aus Stahl, kann man eine Kette bis 128,3 mm fahren (1,0 % Längung). Die Messung wird genauer, wenn man über 20 Glieder misst (254 mm normal, 256 mm als Verschleißgrenze für Alu- und 256,6 mm für Stahlkettenblätter).

Eine Alternative ist die Vergleichsmessung, die speziell mit einem wiederverwendbarem Kettenschloss praktikabel ist. Dazu nimmt man die gebrauchte Kette vom Fahrrad und hängt sie neben eine neue Kette. Am oberen Ende sollten die Ketten mit ihrem Bolzen auf gleicher Höhe sein. Nach wenigen Gliedern wird der Bolzen der verschlissenen Kette schon etwas niedriger hängen als der Bolzen der unverschlissenen Kette. Jetzt zählt man die Anzahl der Kettenglieder, bis die Bolzen wieder auf gleicher Höhe sind. Eine um 1,0 % gelängte Kette ist beim 100. Kettenglied mit dem Bolzen auf gleicher Höhe wie der Bolzen des 101. Glieds der neuen Kette.

Kettenpflege

Siehe Hauptartikel: Kettenpflege
Der Verschleiß der Kette wird durch Schmutz stark erhöht, insbesondere feine Sandkörner, die im Laufe der Zeit in die Kettengelenke dringen und dort wie Schmirgelpapier wirken. Eine regelmäßige Reinigung der Kette von außen ist wichtig, damit Schmutz nicht in die Kettengelenke gelangt.